Ärzte-Unternehmen gründen: Markt, Software, Fehler (2025)
Was Sie hier finden (und was nicht)
Dies ist kein motivierender Ratgeber, der Ihnen in fünf Schritten zur eigenen Praxis verhilft. Es ist eine ehrliche Bestandsaufnahme dessen, was eine Praxisgründung im Gesundheitswesen wirklich bedeutet. Keine ROI-Versprechen, keine Erfolgsgarantien, keine "revolutionären" Methoden.
Was Sie nach der Lektüre verstehen werden: Wie der Markt der ambulanten ärztlichen Versorgung tatsächlich funktioniert, welche Anforderungen unumgänglich sind und welche Fehler Sie Ihre Existenz kosten können. Der Fokus liegt auf der kostenfreien Telematikinfrastruktur im Gesundheitswesen, realistischen Software-Entscheidungen und den psychologischen Mustern, die Gründer scheitern lassen.
Sie werden hier viele unbequeme Wahrheiten finden. Wenn Sie nach diesem Artikel immer noch motiviert sind – das ist ein gutes Zeichen.

Der Markt der ambulanten ärztlichen Versorgung ohne Beschönigung
Etwa 187.000 niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten arbeiten in Deutschland in über 100.000 Praxen. Der Gesamtumsatz im ambulanten Sektor liegt bei über 110 Milliarden Euro. Das klingt nach einem riesigen, lukrativen Markt. Die Realität ist differenzierter.
Die Nachfrage wächst stetig, weil die Bevölkerung altert und der medizinische Fortschritt neue Behandlungsmöglichkeiten schafft. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Praxisinhaber pro Kopf, denn viele Ärzte bevorzugen die Anstellung in Krankenhäusern oder Medizinischen Versorgungszentren. Diese Entwicklung schafft enorme Chancen für Neugründungen, insbesondere bei Praxisübernahmen. Der Wettbewerb ist extrem standort- und facharztabhängig. In beliebten Großstadtvierteln herrscht für bestimmte Fachrichtungen wie Dermatologie oder Augenheilkunde eine hohe Sättigung. Die Kassenärztlichen Vereinigungen haben diese Planungsbereiche für neue Kassenärzte gesperrt. In ländlichen Regionen und bei der hausärztlichen Versorgung herrscht dagegen akuter Mangel und kaum Wettbewerb.
Die Margen variieren stark nach Fachgebiet. Hausärzte erreichen typischerweise einen Reinertrag von 30 bis 40 Prozent des Umsatzes, was etwa 150.000 bis 250.000 Euro pro Jahr vor Steuern entspricht. Radiologen und Augenärzte können deutlich höhere Margen erzielen, tragen aber auch ein immenses Investitionsrisiko durch teure Geräte. Der Unterschied zwischen Erfolg und Scheitern liegt oft nicht in der Fachrichtung, sondern in der Abrechnungsdisziplin und der Kostenstruktur.
Regionale Unterschiede sind massiv. Die Niederlassungsmöglichkeiten für Kassenärzte werden durch die Bedarfsplanung der Kassenärztlichen Vereinigungen gesteuert. In überversorgten Gebieten ist eine Neugründung mit Kassenzulassung fast unmöglich. Sie müssen auf eine Praxisübernahme warten. In unterversorgten Gebieten gibt es finanzielle Förderungen und aktive Unterstützung für Gründer.
Unterversorgte Nischen gibt es trotz der Sättigung in Städten. Die hausärztliche Versorgung in ländlichen und peripheren Gebieten ist der klassische Ärztemangel mit hoher Nachfrage und oft staatlicher Förderung. Modelle mit erweiterten Sprechzeiten für Berufstätige am Abend oder Wochenende finden kaum Anbieter. Telemedizinische Sprechstunden als Ergänzung zur physischen Praxis, insbesondere zur Betreuung chronisch Kranker, gewinnen an Bedeutung. Spezialisierte Privatpraxen mit Fokus auf bestimmte Krankheitsbilder wie Sportmedizin, Ernährungsmedizin oder Ästhetik, die nicht oder nur teilweise von der GKV abgedeckt sind, können lukrativ sein – wenn man die Nische und das Marketing beherrscht.
Ehrliche Frage: Passt das zu Ihnen?
Eine Praxisgründung ist nicht für jeden Arzt der richtige Weg. Bestimmte Persönlichkeitsmuster führen zu erheblichen Problemen.
Der reine Kliniker, der nur Patienten heilen will und alles Betriebswirtschaftliche verabscheut, wird scheitern. In der eigenen Praxis machen unternehmerische Aufgaben 30 bis 50 Prozent der Zeit aus. Der Widerstand dagegen führt zu schlechtem Management und finanziellem Chaos. Der konfliktscheue Harmoniesucher hat es ebenfalls schwer. Eine Praxis erfordert konstante, oft unangenehme Entscheidungen: Gehaltsverhandlungen, Kritikgespräche mit Personal, Durchsetzung von Forderungen bei Krankenkassen, Umgang mit anspruchsvollen Patienten. Wer Konflikten ausweicht, verliert Autorität und Geld.
Der Angestellten-Typ, gewöhnt an die festen Strukturen, geregelten Arbeitszeiten und klare Hierarchie eines Krankenhauses, tut sich schwer mit der totalen Eigenverantwortung. Das unternehmerische Risiko und die Tatsache, dass die Arbeit nie wirklich endet, überfordert diesen Typ oft.
Was erwartet Sie im Alltag? Die Bürokratie der GKV-Abrechnung ist ein komplexes, fehleranfälliges System namens EBM, das ständige Aufmerksamkeit erfordert. Das Personalmanagement bedeutet ständige Suche nach qualifizierten Medizinischen Fachangestellten, Schlichtung von Teamkonflikten und Ausfallplanung. Der Kampf mit der IT zwischen Praxis-Software, Telematikinfrastruktur und Datenschutz bringt ständige Updates, Ausfälle und Sicherheitsanforderungen. Regressforderungen und Wirtschaftlichkeitsprüfungen erzeugen die ständige Angst, von den Krankenkassen für vermeintlich unwirtschaftliche Verordnungen oder Behandlungen bestraft zu werden. Das sind keine Ausnahmen. Das ist die Norm.
Wer gedeiht in diesem Umfeld? Gründer mit unternehmerischem Gestaltungsinteresse sehen die Praxis als ihr Unternehmen, das sie aktiv gestalten wollen. Sie interessieren sich für Kennzahlen, Prozessoptimierung und Team-Entwicklung, nicht nur für Medizin. Resilienz und Frustrationstoleranz sind entscheidend, weil bürokratische Hürden, IT-Probleme oder Personalärger Alltag sind. Wer sich davon nicht entmutigen lässt und lösungsorientiert bleibt, übersteht die unvermeidlichen Tiefpunkte. Entscheidungsfreude unter Unsicherheit ist ebenfalls wichtig. Soll ich das teure neue Ultraschallgerät kaufen? Soll ich die zusätzliche MFA einstellen? Viele Entscheidungen müssen mit unvollständigen Informationen getroffen werden. Zaudern lähmt die Praxisentwicklung.
Fragen Sie sich ehrlich: Bin ich bereit, dauerhaft ein bis zwei Tage pro Woche nicht am Patienten, sondern am Unternehmen zu arbeiten – Controlling, Personal, Administration? Wie reagiere ich, wenn eine Krankenkasse eine Regressforderung von 10.000 Euro stellt? Mit Panik oder strukturierter Analyse? Stellen Sie sich vor, Sie müssen einer langjährigen, aber unzuverlässigen Mitarbeiterin kündigen. Können Sie das durchziehen?
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Fachliche Voraussetzungen für Ärzte
Die Approbation als Arzt nach der Bundesärzteordnung ist die grundlegende Voraussetzung. Sie erhalten sie nach Abschluss des Medizinstudiums gegen eine Verwaltungsgebühr von etwa 200 bis 500 Euro. Ohne Approbation ist die Ausübung des Arztberufs illegal und strafbar. Die Facharztanerkennung nach den Weiterbildungsordnungen der Landesärztekammern dauert fünf bis sechs Jahre nach dem Studium. Die Prüfungsgebühren sind mit 300 bis 600 Euro gering, aber die Opportunitätskosten durch die jahrelange Ausbildung sind erheblich. Ohne Facharztanerkennung ist keine Niederlassung als Vertragsarzt der GKV möglich. Sie können nur als Privatarzt in engen Grenzen arbeiten.
Der Eintrag ins Arztregister nach der Ärzte-Zulassungsverordnung dauert etwa ein bis drei Monate Bearbeitungszeit und kostet 100 bis 250 Euro. Ohne diesen Eintrag erhalten Sie keine Zulassung zur vertragsärztlichen Versorgung. Sie können also keine GKV-Patienten auf Kassenkosten behandeln.
Ein Meister im Sinne des Handwerks ist nicht erforderlich. Die Facharztpflicht für die Niederlassung ist das Äquivalent zum Meisterzwang im Handwerk. Das Medizinstudium an der Universität gefolgt von der Facharztweiterbildung ist der einzig mögliche Weg. Ein Quereinstieg in den Arztberuf ist in Deutschland nicht möglich. Betriebswirtschaftliche Zusatzqualifikationen wie ein MBA werden für Praxisgründer jedoch immer relevanter und positiver gesehen.
Rechtsform-Wahl
Die gängigen Strukturen in der ambulanten ärztlichen Versorgung sind die Einzelpraxis als Einzelunternehmen, die Berufsausübungsgemeinschaft als GbR oder PartG und das Medizinische Versorgungszentrum als GmbH.
Die Entscheidung hängt von Ihrer Situation ab. Wollen Sie allein gründen, volle Kontrolle behalten und ist Ihr Haftungsrisiko durch eine Berufshaftpflicht abgedeckt? Dann ist die Einzelpraxis die richtige Wahl. Sie ist die einfachste und kostengünstigste Gründungsform mit voller unternehmerischer Freiheit. Das persönliche Vermögen haftet zwar, aber eine hohe Deckungssumme der Berufshaftpflicht von über fünf Millionen Euro relativiert dieses Risiko. Die Gründungskosten liegen bei 200 bis 1.000 Euro für Beratung und Anmeldung.
Gründen Sie im Team mit gemeinsamer Nutzung von Ressourcen und gemeinsamer Patientenbehandlung? Dann ist die Berufsausübungsgemeinschaft als PartG mbB sinnvoll. Sie ermöglicht gemeinsame Abrechnung und effiziente Kostenteilung. Die Partnerschaftsgesellschaft mit beschränkter Berufshaftung schützt das Privatvermögen der nicht-handelnden Partner bei Behandlungsfehlern.
Gründen mehrere Ärzte verschiedener Fachrichtungen oder mit externen Investoren und liegt der Fokus auf Trennung von Privatvermögen und Praxisbetrieb? Dann kommt ein Medizinisches Versorgungszentrum als GmbH in Frage. Die Haftung ist auf das Gesellschaftsvermögen beschränkt. Es gibt Flexibilität bei der Anstellung von Ärzten und beim Verkauf von Anteilen. Der Gründungs- und Verwaltungsaufwand ist allerdings höher. Die Kosten liegen bei 2.500 bis 5.000 Euro für Notar, Handelsregister und Beratung zuzüglich 25.000 Euro Stammkapital.
Eine UG ist im ärztlichen Bereich nicht üblich, weil das Renommee leidet und die Haftungsbeschränkung bei Behandlungsfehlern nicht greift.
Versicherungen: Pflicht und Vernunft
Die Berufshaftpflichtversicherung für Ärzte ist gesetzlich vorgeschrieben. Sie kostet je nach Fachrichtung 1.500 bis 8.000 Euro jährlich. Ein Allgemeinmediziner zahlt deutlich weniger als ein Chirurg. Die Versicherung deckt Schadenersatzansprüche Dritter bei Behandlungsfehlern. Entscheidend ist die Deckungssumme – mindestens fünf Millionen Euro sind empfohlen.
Als Selbstständiger benötigen Sie eine private Kranken- und Pflegeversicherung, die etwa 8.000 bis 12.000 Euro jährlich kostet. Die Mitgliedschaft im Ärzteversorgungswerk ist gesetzlich vorgeschrieben und dient der Alters-, Invaliditäts- und Hinterbliebenenversorgung. Die Beiträge sind einkommensabhängig, meist zahlt man den Höchstbeitrag von etwa 1.404 Euro monatlich.
Empfohlen, aber nicht verpflichtend, ist die Praxisausfallversicherung für 1.000 bis 3.000 Euro jährlich. Wenn Sie krankheitsbedingt ausfallen, laufen die Fixkosten für Miete und Personal weiter. Diese Versicherung deckt die laufenden Betriebskosten, aber nicht den entgangenen Gewinn. Beachten Sie die Karenzzeit von typischerweise 14 oder 21 Tagen.
Die Cyber-Versicherung kostet 600 bis 2.000 Euro jährlich und ist faktisch unverzichtbar. Arztpraxen sind ein Hauptziel für Hacker, weil Patientendaten sehr wertvoll sind. Ein Ransomware-Angriff kann den Betrieb wochenlang lahmlegen. Die Versicherung deckt Kosten für IT-Forensik, Datenwiederherstellung, Betriebsunterbrechung und DSGVO-Strafen. Wichtig ist, dass auch die Kosten für Krisenkommunikation enthalten sind.
Eine Berufs-Rechtsschutzversicherung für 400 bis 800 Euro jährlich schützt bei Rechtsstreitigkeiten mit Personal, dem Vermieter oder bei Regressforderungen der Kassen. Der Strafrechtsschutz bei Vorwurf der fahrlässigen Tötung ist oft ein Zusatzbaustein und extrem wichtig.
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Die Software-Frage richtig stellen
Der häufigste Fehler ist, Software zu kaufen bevor Sie Ihren Workflow verstehen. Das Praxisverwaltungssystem ist das Herz und Gehirn der Praxis. Hier dürfen keine Kompromisse gemacht werden. Alle anderen Tools sind sekundär. Die Faustregel lautet: Starten Sie minimal, erweitern Sie wenn Schmerz auftritt, nicht präventiv.
Kostenfreie Software für Ärzte-Gründer
Praxisverwaltungssystem und Abrechnung
Für den Betrieb einer Kassenpraxis gibt es keine realistischen kostenfreien Optionen. Die Zertifizierungen durch die Kassenärztliche Bundesvereinigung für Abrechnung, Telematikinfrastruktur und Arzneimitteldatenbanken machen professionelle, kostenpflichtige Systeme absolut obligatorisch. Professionelle Tools sind MEDISTAR, TURBOMED, x.concept, albis, MEDICAL OFFICE, QUINCY und Elefant.
Die Initialkosten liegen bei 2.000 bis 10.000 Euro inklusive Schulung. Laufend fallen 200 bis 500 Euro monatlich für Updates, Support und TI-Anbindung an. Kostenfreie Tools sind ausgeschlossen, weil sie die gesetzlichen Anforderungen nicht erfüllen können.
Buchhaltung und Finanzen
Excel eignet sich nur für die initiale Planung, nicht für die laufende Buchhaltung. Die Free-Version reicht nur für eine grobe private Budgetübersicht. Sie ist ungeeignet für die offizielle Buchhaltung.
Der Upgrade-Trigger liegt bei Tag eins. Die Buchhaltung muss an einen spezialisierten Steuerberater für Ärzte und Heilberufe ausgelagert werden. Dieser arbeitet meist mit DATEV. Ein Standard-Steuerberater ist überfordert. Sie brauchen einen Spezialisten, der die Besonderheiten der ärztlichen Abrechnung mit EBM und GOÄ, der Ärzteversorgung und der Praxisbewertung kennt.
Patiententerminierung
Das integrierte Kalendermodul im Praxisverwaltungssystem deckt die interne Terminplanung durch das Praxispersonal ab. Der Upgrade-Trigger kommt, wenn Sie Patienten die Möglichkeit zur Online-Buchung geben wollen. Das entlastet das Telefon und erhöht die Sichtbarkeit.
Tools wie Doctolib oder Jameda sind führend im Gesundheitswesen. Sie bieten Online-Terminbuchung, Erinnerungen und teils Videosprechstunden. Die Kosten liegen bei 80 bis 150 Euro monatlich. Die Schnittstelle zum Praxisverwaltungssystem muss reibungslos funktionieren, sonst entsteht Doppelarbeit.
Kommunikation und Zusammenarbeit
Telefon und ungesicherte E-Mail eignen sich nur für nicht-sensitive Daten. Für Patientendaten sind sie ungeeignet. Der Upgrade-Trigger liegt bei Tag eins für sichere Kommunikation. Gesetzlich vorgeschrieben ist der Anschluss an die Telematikinfrastruktur mit dem Dienst KIM – Kommunikation im Medizinwesen – für elektronische Arztbriefe.
Für die schnelle interne Team-Kommunikation sind DSGVO-konforme Messenger wie Siilo oder Threema Work sinnvoll. Sie verhindern den illegalen und haftungsrelevanten Austausch von Patientendaten über WhatsApp.
Das Gesamt-Budget für Software im ersten Jahr liegt minimal bei 3.000 bis 6.000 Euro für die Praxisverwaltungssystem-Lizenz plus erstes Jahr Wartung. Standard sind 6.000 bis 15.000 Euro für Praxisverwaltungssystem, Online-Terminbuchung und eventuell spezialisierte Diagnostik-Software. Die IT-Ausgaben wachsen nicht linear, sondern sind durch gesetzliche Anforderungen getrieben. Die nächste große Investition ist oft ein Hardware-Update oder die Einführung eines neuen TI-Dienstes wie eRezept oder ePA.
Software-Recherche kostet Zeit. Wir haben spezifische Stacks für das Gesundheitswesen kuratiert:
- Telematikinfrastruktur im Gesundheitswesen – Software Übersicht – Kostenfreie und Premium-Tools im Vergleich
- Dashboard-Lösung für Ärzte – Alle Tools an einem Ort
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Integration: Wann es zum Problem wird
Tool-Wildwuchs kostet nicht in Euro, sondern in kognitiver Last. Sie sind die Integration zwischen den Tools. Der zentrale Daten-Hub ist das Praxisverwaltungssystem. Jede weitere Software – Online-Terminbuchung, Diagnostik-Geräte, Buchhaltungsexport – muss eine zertifizierte und stabile Schnittstelle zum PVS haben. Insellösungen ohne Integration führen zu Doppelarbeit, Fehlern und massivem Effizienzverlust. Die Entscheidung zwischen mehreren Free-Tools und einer bezahlten Plattform hängt von Ihrer Toleranz für Kontextwechsel ab.
Woher erste Kunden tatsächlich kommen
Daten aus der ambulanten ärztlichen Versorgung zeigen ein klares Muster. Bei einer Praxisübernahme kommen 80 bis 90 Prozent der ersten Patienten aus dem übernommenen Patientenstamm. Das ist der häufigste und sicherste Weg. Die Herausforderung ist nicht die Akquise, sondern die Patienten zu halten und von der eigenen Arbeitsweise zu überzeugen.
Das Zuweiser-Netzwerk bringt fünf bis zehn Prozent der Patienten und ist für Fachärzte existenziell. Andere Ärzte – Hausärzte, andere Fachärzte – überweisen Patienten. Dies erfordert aktives Networking: Praxen besuchen, Arztbriefe schnell und in hoher Qualität liefern, telefonisch erreichbar sein.
Die Online-Präsenz über Google, Jameda oder Doctolib bringt ein bis fünf Prozent der Patienten, mit steigender Tendenz. Patienten suchen gezielt nach Ärzten in ihrer Nähe oder mit guten Bewertungen. Ein professioneller Eintrag mit Online-Terminbuchung ist für neu zugezogene Patienten entscheidend. Das funktioniert eher in Städten.
Die Timeline variiert extrem. Bei einer Praxisübernahme ist das Wartezimmer am ersten Tag der Öffnung voll. Bei einer kompletten Neugründung, die selten ist, kann es ein bis drei Monate dauern, bis ein stetiger Patientenstrom entsteht. Etwa 90 Prozent aller Gründungen sind Übernahmen. Die Varianz hängt fast ausschließlich von dieser Wahl ab.
Preis-Psychologie am Anfang
Ärzte neigen dazu, abrechenbare Leistungen zu vergessen. Das geschieht aus Zeitmangel, Unwissenheit über die komplexen Abrechnungsziffern im EBM oder der GOÄ oder aus falscher Scheu, geldgierig zu wirken. Das kostet direkt zehn bis 25 Prozent Umsatz. Es führt zu dem Gefühl, im Hamsterrad zu laufen – man arbeitet viel, aber das Geld kommt nicht an. Das schadet der Liquidität und Investitionsfähigkeit der Praxis.
Die Preise sind für GKV-Patienten durch den Einheitlichen Bewertungsmaßstab und für PKV-Patienten durch die Gebührenordnung für Ärzte streng reguliert. Der Preis wird nicht verhandelt. Die Kunst liegt darin, erstens alle erbrachten Leistungen korrekt zu dokumentieren und abzurechnen. Zweitens sollten Sie sinnvolle Individuelle Gesundheitsleistungen anbieten und verkaufen, ohne das Vertrauensverhältnis zu schädigen.
Marketing: Was funktioniert im Gesundheitswesen
Eine professionelle Praxis-Website mit mittlerem initialem Aufwand kostet 2.000 bis 7.000 Euro und ist im Gesundheitswesen essentiell. Sie ist die digitale Visitenkarte. Sie muss absolut professionell sein, das Leistungsspektrum klar darstellen und DSGVO-konform sein. Ein guter Google-Eintrag über Google Business Profile ist Pflicht.
Ärzte-Bewertungsportale wie Jameda oder Doctolib erfordern wenig laufenden Aufwand und kosten null bis 1.800 Euro jährlich. Die Effektivität ist sehr hoch. Viele Patienten wählen ihren Arzt basierend auf Bewertungen und der Möglichkeit zur Online-Terminvergabe. Ein gepflegtes Profil ist hier wichtiger als Social Media.
Netzwerken mit Kollegen als Zuweiser erfordert mittleren Aufwand und ist kostenfrei. Für Fachärzte ist die Effektivität extrem hoch. Ein gutes Verhältnis zu zehn bis zwanzig Hausärzten in der Umgebung kann die Existenz sichern. Das ist aktive, persönliche Beziehungsarbeit.
Verschwenden Sie kein Geld für Hochglanz-Anzeigen in überregionalen Magazinen. Die Zielgruppe ist falsch, die Kosten sind immens. Social Media Management für Facebook oder Instagram ist für die meisten Fachrichtungen außer Ästhetik oder Sportmedizin kaum ein relevanter Patientenkanal. Der Aufwand steht in keinem Verhältnis zum Ertrag und birgt Risiken bezüglich des Heilmittelwerbegesetzes. Teure PR-Agenturen bringen wenig. Der Ruf einer Praxis wird durch die Qualität der Arbeit und die Empfehlungen von Patienten und Kollegen aufgebaut, nicht durch Pressemitteilungen.
Keine Website, kein Online-Auftritt bedeutet schwierige Kundengewinnung.
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Oder starten Sie mit KI-gestützter Kundenansprache:
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Warum Ärzte-Gründer scheitern
Unrealistische Praxis-Übernahmebewertung
Das passiert aus Euphorie, Angst die Chance zu verpassen und blindem Vertrauen in den Verkäufer oder dessen Berater. Man fokussiert nur auf den Umsatz und ignoriert die Kostenstruktur, den Investitionsstau und die Altlasten im Patientenstamm.
Die Konsequenz: Die Praxis wird mit einem zu hohen Kredit von oft über 500.000 Euro gekauft. Die Tilgung erdrückt die Liquidität von Tag eins an. Es bleibt kein Geld für notwendige Modernisierungen oder Gehaltsanpassungen. Das Burnout-Risiko steigt massiv.
Sie erkennen es daran, dass der Verkäufer zur schnellen Entscheidung drängt. Es gibt kein unabhängiges Praxiswertgutachten von einem auf Heilberufe spezialisierten Berater. Der Kaufpreis basiert nur auf dem Umsatz, nicht auf dem bereinigten Reinertrag. Die Schwere ist oft tödlich für die Praxis. Wenn Sie es früh bemerken, verhandeln Sie sofort mit der Bank über Tilgungsaussetzung oder Streckung. Reduzieren Sie radikal die Kosten. Führen Sie schnell profitable IGeL-Leistungen ein.
Vernachlässigung der Abrechnung mit EBM und GOÄ
Die Psychologie dahinter: Ich bin Arzt, kein Buchhalter. Die Komplexität der Abrechnungsziffern wird unterschätzt. Das Delegieren an Medizinische Fachangestellte erfolgt ohne Kontrolle. Man hat Angst, etwas falsch abzurechnen und lässt es lieber ganz weg.
Das kostet chronisch zehn bis 25 Prozent Umsatz. Gleichzeitig steigt das Risiko für Plausibilitätsprüfungen und Regresse durch die Kassenärztliche Vereinigung, wenn systematisch falsch abgerechnet wird, auch wenn die Beträge zu niedrig sind.
Die Tagesumsätze schwanken stark, ohne dass die Patientenzahl sich ändert. Man hat das Gefühl, viel zu arbeiten, aber es kommt nichts an. Die Abrechnung wird am Quartalsende in einer Nacht-und-Nebel-Aktion gemacht. Die Schwere ist ernst. Beauftragen Sie externe Abrechnungsberatung oder Schulung. Nutzen Sie Software-Tools zur Abrechnungsoptimierung. Machen Sie die wöchentliche Überprüfung der Abrechnung zur Routine.
Zu späte oder falsche Personalentscheidungen
Konfliktscheu führt dazu, dass man sich nicht traut, eine unterdurchschnittliche MFA zu entlassen. Falscher Geiz bedeutet, bewusst unterqualifiziertes Personal einzustellen, um Lohnkosten zu sparen. Prokrastination heißt, zu lange mit der Einstellung einer weiteren Kraft zu warten, bis das Team komplett überlastet ist.
Ein schlechtes Praxisklima vergiftet alles. Patienten fühlen sich unwohl. Die Fehlerquote steigt. Die Fluktuation ist hoch, was enorme Kosten für die Einarbeitung verursacht. Der Arzt muss ständig operative Lücken füllen.
Häufige Patientenbeschwerden über die Rezeption sind ein Warnsignal. Konstante Überstunden beim Personal auch. Wenn der Arzt mehr Zeit damit verbringt, die Arbeit der MFAs zu korrigieren als selbst zu arbeiten, ist das ernst. Führen Sie klare Personalgespräche, notfalls mit Trennung. Investieren Sie proaktiv in gutes Personal und höhere Gehälter. Ergreifen Sie Team-Building-Maßnahmen. Definieren Sie klare Prozesse und Zuständigkeiten.
Die Kopf-in-den-Sand BWL-Strategie
Der Gründer hat eine Phobie vor Zahlen, Finanzen und Controlling. Er verlässt sich blind auf den Steuerberater und schaut sich die Betriebswirtschaftliche Auswertung nie an.
Fehlentwicklungen wie sinkende Umsätze oder explodierende Kosten werden erst bemerkt, wenn das Konto leer ist. Es gibt keine Basis für Investitionsentscheidungen. Die Praxis wird blind geflogen.
Warnsignale sind: Sie kennen den Unterschied zwischen Umsatz, Reinertrag und Liquidität nicht. Sie können die drei größten Kostenblöcke der Praxis nicht aus dem Stegreif benennen. Die BWA vom Steuerberater wird ungelesen abgeheftet. Die Schwere ist oft tödlich. Besuchen Sie ein Basis-Seminar BWL für Ärzte. Richten Sie einen regelmäßigen monatlichen Termin mit dem Steuerberater zur Besprechung der BWA ein. Erstellen Sie ein einfaches Praxis-Cockpit mit den fünf wichtigsten Kennzahlen.
Was jetzt?
Wenn Sie bis hierher gelesen haben und nicht abgeschreckt sind – das ist ein gutes Zeichen. Die Herausforderungen einer Praxisgründung im Gesundheitswesen sind real. Die Bürokratie ist erdrückend. Das unternehmerische Risiko ist erheblich. Die Arbeitsbelastung ist höher als in der Anstellung. Aber die Herausforderungen sind manageable mit Vorbereitung.
Was wirklich wichtig ist: Verstehen Sie, ob Ihre Persönlichkeit zur Selbstständigkeit passt. Unterschätzen Sie nicht die betriebswirtschaftlichen Anforderungen. Investieren Sie in ein professionelles Praxisverwaltungssystem und einen spezialisierten Steuerberater. Nehmen Sie die Abrechnung ernst, denn sie entscheidet über Ihren wirtschaftlichen Erfolg. Behandeln Sie Personal als strategische Ressource, nicht als Kostenfaktor.
Wenn Sie ernsthaft interessiert sind: Suchen Sie professionelle Beratung, bevor Sie große Entscheidungen treffen. Ein unabhängiger Berater sollte Ihnen bei der Bewertung einer Praxisübernahme helfen. Ein spezialisierter Anwalt sollte Verträge prüfen. Ein auf Heilberufe fokussierter Steuerberater sollte die Gründungsstruktur mit Ihnen planen.
Nächster Schritt: Kostenfreie Gründungsberatung
Sie haben bis hierher gelesen – das zeigt ernsthaftes Interesse.
Was wir in 30 Minuten klären:
- Ist eine Praxisgründung im Gesundheitswesen realistisch für Ihre Situation?
- Welche Voraussetzungen fehlen Ihnen noch?
- Realistischer Kapitalbedarf und Timeline für Ihren Fall
- Software-Stack Empfehlung
Kostenlos. Unverbindlich. Ehrlich.
Alternative Ressourcen:
- Telematikinfrastruktur im Gesundheitswesen Übersicht
- Webseite für Ärzte
- KI-Tools für Ärzte
- Dashboard-Lösung
Ressourcen
Nützliche Anlaufstellen für Ärzte-Gründer:
Verbände und Kammern: Die Kassenärztliche Bundesvereinigung und Ihre regionale Kassenärztliche Vereinigung sind die ersten Anlaufstellen für Fragen zur Niederlassung und Abrechnung. Die zuständige Landesärztekammer berät zu Weiterbildung und Berufsrecht.
Zertifizierung: Die Gesellschaft für Telematik (gematik) ist zuständig für die Telematikinfrastruktur. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ist relevant für bestimmte Zulassungen.
Förderung: Die KfW Bank bietet spezielle Gründerkredite. Viele Bundesländer haben eigene Förderprogramme für Ärzte in unterversorgten Gebieten. Informieren Sie sich bei Ihrer regionalen Wirtschaftsförderung.
Netzwerke: Fachspezifische Berufsverbände bieten oft Gründerseminare und Mentoring-Programme an. Der Hartmannbund und der Marburger Bund haben Informationsangebote für niedergelassene Ärzte.