Projektmanager-Unternehmen gründen: Markt, Software, Fehler (2025)
Was Sie hier finden (und was nicht)
Dies ist kein Motivationsratgeber mit Erfolgsgarantien. Sie finden hier eine ehrliche Einschätzung der Realität einer Projektmanager-Gründung in Deutschland. Keine ROI-Versprechen, keine Timelines mit Durchbruch-Garantie, keine Formeln für den Erfolg. Was Sie nach der Lektüre verstehen werden: wie der Markt tatsächlich funktioniert, welche Voraussetzungen nicht verhandelbar sind und welche Fehler existenzbedrohend werden können.
Der Markt für selbstständige Projektmanager ist gesättigt. Die Herausforderungen sind real. Aber für Menschen mit der richtigen Kombination aus Fachexpertise, Frustrationstoleranz und Verkaufsmentalität ist diese Selbstständigkeit machbar und profitabel. Ob Sie zu dieser Gruppe gehören, können Sie nach diesem Artikel besser einschätzen.

Der Projektmanagement-Markt ohne Beschönigung
Die genaue Marktgröße für selbstständige Projektmanager ist schwer zu beziffern, weil die Berufsbezeichnung nicht geschützt ist. Schätzungen basierend auf Daten der Gesellschaft für Projektmanagement und Freelancer-Plattformen deuten auf etwa 50.000 bis 80.000 selbstständige Projektmanager und Berater in Deutschland hin. Diese Gruppe generiert einen signifikanten Teil des gesamten Consulting-Marktumsatzes von rund 40 Milliarden Euro. Die Nachfrage wächst dabei kontinuierlich, angetrieben durch drei Faktoren: die digitale Transformation in allen Branchen, den Fachkräftemangel in Spezialgebieten und den wachsenden Bedarf an externer Expertise für komplexe Vorhaben wie IT-Implementierungen oder Post-Merger-Integrationen.
Allerdings ist der Wettbewerb extrem intensiv. Der Markt ist gesättigt mit Einzelkämpfern, kleinen Boutique-Beratungen und den großen Strategieberatungen. Ohne klare Spezialisierung konkurrieren Sie ausschließlich über den Preis. Wer sich als "kann alles"-Projektmanager positioniert, verliert gegen spezialisierte Experten für Pharma-Validierung, Bauprojektsteuerung oder SAP-S/4HANA-Migrationen. Die Differenzierung über Nischen-Expertise ist nicht optional, sondern überlebenswichtig.
Die Margen variieren stark nach Geschäftsmodell. Als Freelancer entspricht Ihre Marge dem Tagessatz abzüglich der Betriebskosten. Bei Tagessätzen zwischen 600 und 1.200 Euro und Kosten von etwa 15 bis 25 Prozent für Akquise, Administration und Versicherungen liegt die effektive Nettomarge vor Steuern häufig im Bereich von 50 bis 70 Prozent. Gründen Sie eine Agentur mit angestellten Projektmanagern, sinkt die Marge auf 10 bis 20 Prozent, dafür skaliert das Geschäft.
Regional spielen Wirtschaftsballungsräume wie München, Frankfurt, Hamburg oder Berlin eine wichtige Rolle. Die Dichte an Aufträgen ist dort höher, die Tagessätze können bis zu 20 Prozent über dem Durchschnitt liegen. Remote-Arbeit nivelliert diese Unterschiede zunehmend, aber für Projekte mit Vor-Ort-Anteil bleiben Metropolregionen vorteilhaft. Interessant sind aktuell einige unterversorgte Nischen: Projektmanagement für Nachhaltigkeits- und ESG-Reporting-Projekte, Post-Merger-Integration im Mittelstand, Sanierungs-Projektmanagement für gescheiterte Projekte oder Agile Coaching in Nicht-IT-Branchen wie dem Maschinenbau.
Ehrliche Frage: Passt das zu Ihnen?
Selbstständiges Projektmanagement ist nicht für jeden geeignet. Der reine Fachspezialist oder "Abarbeiter" wird an dieser Tätigkeit scheitern, weil selbstständiges Projektmanagement zu 50 Prozent aus Kommunikation, Stakeholder-Management, Vertrieb und Konfliktlösung besteht. Wer nur Tasks in Jira abarbeiten will und Menschen als Störfaktor betrachtet, wird an der politischen Realität von Projekten zerbrechen. Das ist ein Deal-Breaker, keine Kleinigkeit.
Auch Harmoniesüchtige oder konfliktscheue Persönlichkeiten haben es schwer. Nein sagen zu Scope Creep, das Verhandeln von Tagessätzen, das Eskalieren von Problemen und das Überbringen schlechter Nachrichten gehören zum täglichen Geschäft. Wer Konflikte meidet, wird ausgenutzt und seine Projekte scheitern an unklaren Grenzen. Die Schwere ist ernst, wenn auch nicht immer existenzbedrohend. Ein dritter Struggle-Pattern betrifft den unstrukturierten Kreativen: Obwohl Projektmanagement Flexibilität erfordert, ist die Kernkompetenz das Schaffen von Struktur im Chaos. Wer selbst keine saubere Dokumentation oder Finanzübersicht führen kann, verliert schnell das Vertrauen beim Kunden.
Der Alltag bringt spezifische Belastungen mit sich. Ständiger Kontextwechsel zwischen strategischer Planung, operativen Problemen und der eigenen Buchhaltung zehrt an der Energie. Sie tragen hohe Verantwortung für das Projektergebnis, haben aber gleichzeitig geringe disziplinarische Macht über das Team. Hinzu kommt der Umgang mit Projektpolitik und den verdeckten Agenden verschiedener Stakeholder. Dazu der unbezahlte administrative Aufwand: Akquise, Angebotserstellung, Vertragsprüfung und Rechnungsstellung. Das sind keine Ausnahmen, das ist die Norm.
Gründer, die in diesem Umfeld gedeihen, zeigen bestimmte Muster. Sie haben eine hohe Ambiguitätstoleranz, weil Projekte nie nach Plan verlaufen. Sie kombinieren Empathie mit Durchsetzungsstärke: Sie verstehen die Bedürfnisse des Teams, setzen aber auch unpopuläre Entscheidungen zum Wohle des Projekts durch. Außerdem haben erfolgreiche selbstständige Projektmanager ein Sales-Mindset entwickelt, denn Sie sind permanent im Vertrieb für das nächste Projekt, für Budgeterhöhungen oder für die eigene Idee.
Fragen Sie sich ehrlich: Wie reagieren Sie, wenn ein Kunde eine Woche vor dem Go-Live eine "kleine" aber grundlegende Änderung fordert? Wie strukturieren Sie die Kommunikation, wenn Sie dem Lenkungsausschuss mitteilen müssen, dass Budget und Zeitplan um 30 Prozent überschritten werden? Wenn Ihr letztes Projekt gescheitert ist, woran lag es wirklich, wenn die Antwort nicht "die anderen waren schuld" sein darf?
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Fachliche Voraussetzungen für Projektmanager
Die gute Nachricht: Es gibt keine gesetzlich vorgeschriebenen Zertifikate oder Ausbildungen, um sich als Projektmanager selbstständig zu machen. Die schlechte Nachricht: Deshalb ist der Wettbewerb so intensiv. Was der Markt erwartet, sind nachweisbare Qualifikationen und Projekterfolge.
Drei typische Bildungswege führen in die Selbstständigkeit. Der akademische Weg über ein Studium in Wirtschaftswissenschaften, Wirtschaftsinformatik, Ingenieurwesen oder spezialisierte Master in Project Management ist der häufigste Hintergrund. Ein Studium bildet die theoretische Grundlage, aber Praxiserfahrung und Zertifizierungen sind oft wichtiger als die exakte Fachrichtung. Der Meistertitel spielt für Projektmanager keine Rolle, da er dem Handwerk vorbehalten ist.
Der Quereinstieg ist in diesem Beruf nicht nur möglich, sondern verbreitet. Softwareentwickler, Ingenieure, Consultants oder Fach-Experten jeder Art wechseln häufig ins Projektmanagement. Die Akzeptanz ist sogar sehr hoch, denn die besten Projektmanager sind oft Quereinsteiger. Sie kombinieren tiefes Fachwissen aus ihrer ursprünglichen Domäne mit erlernten PM-Methoden, und genau diese Kombination wird vom Markt mehr geschätzt als ein rein akademischer PM-Hintergrund ohne Branchenkenntnis.
Allerdings sind marktübliche Zertifizierungen wie PMP, PRINCE2 oder PSM I quasi Pflicht für Quereinsteiger, um die fehlende formale PM-Ausbildung zu kompensieren. Nachweisbare Projekterfolge im Lebenslauf entscheiden letztlich über die Auftragsvergabe. Welche Zertifizierung Sie brauchen, hängt von Ihrer Zielbranche ab: Im IT-Umfeld dominieren Agile-Zertifikate wie Professional Scrum Master, in traditionellen Industrien eher PMP oder PRINCE2.
Rechtsform-Wahl
Die Wahl der Rechtsform hängt von mehreren Faktoren ab. Gängig sind Einzelunternehmen als Freiberufler oder Gewerbetreibender sowie die UG oder GmbH.
Das Einzelunternehmen als Gewerbe macht Sinn, wenn Sie solo starten, den Status als Freiberufler für unsicher halten, Kosten minimieren wollen und Haftungsrisiken durch Versicherungen abdecken können. Die Gründungskosten liegen bei 50 bis 150 Euro für Gewerbeanmeldung und Fragebogen zur steuerlichen Erfassung. Die Gewerbesteuer fällt erst ab einem Freibetrag von 24.500 Euro Gewinn an, was anfangs oft nicht erreicht wird. Deshalb ist diese Variante anfangs die günstigste.
Die Anmeldung als Freiberufler beim Finanzamt ist eine Alternative, wenn Ihre Tätigkeit klar beratend oder ingenieurähnlich ist, etwa IT-Architektur-Projektleitung. Der Vorteil liegt in der fehlenden Gewerbesteuerpflicht und der einfacheren Buchführung. Allerdings besteht ein hohes Risiko der späteren Umstufung zum Gewerbe durch das Finanzamt, falls Ihre Tätigkeit zu organisatorisch-kaufmännisch interpretiert wird.
Eine UG oder GmbH wird relevant, wenn Haftungsrisiken bestehen, die eine Versicherung übersteigen könnten, wenn Sie geplante Investoren oder Partner einbinden wollen oder wenn Sie einen Jahresumsatz über 100.000 Euro anstreben. Die Haftung ist auf das Gesellschaftsvermögen beschränkt, das Auftreten wirkt professioneller und die Regelungen bei mehreren Gesellschaftern sind klar. Eine UG kostet in der Gründung 500 bis 1.000 Euro für Notar und Handelsregister, eine GmbH 1.500 bis 3.000 Euro plus das Stammkapital von 25.000 Euro.
Versicherungen: Pflicht und Vernunft
Kranken- und Pflegeversicherung sind für Selbstständige Pflicht. Die Kosten variieren stark zwischen 4.000 und 10.000 Euro jährlich, abhängig von Ihrem Einkommen und ob Sie gesetzlich oder privat versichert sind.
Die Vermögensschadenhaftpflicht für IT und Consulting ist nicht gesetzlich vorgeschrieben, aber unverzichtbar. Viele Konzerne fordern den Nachweis vor Vertragsabschluss. Die Kosten liegen zwischen 600 und 2.500 Euro pro Jahr. Diese Versicherung deckt echte Vermögensschäden beim Kunden, etwa wenn eine durch Ihre Projektverzögerung verursachte Produktionsausfall entsteht. Sie deckt allerdings keine eigenen Schäden, keine vorsätzlichen Pflichtverletzungen und oft keine reinen Erfüllungsansprüche. Ohne diese Versicherung haften Sie mit Ihrem gesamten Privatvermögen bei einem Fehler.
Eine Krankentagegeldversicherung kostet 300 bis 1.200 Euro jährlich und zahlt ab dem vereinbarten Tag einen Tagessatz, um laufende Kosten zu decken. Als Selbstständiger gibt es keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, deshalb ist diese Absicherung ab dem ersten Tag sinnvoll. Die Berufs-Rechtsschutzversicherung für 300 bis 600 Euro pro Jahr übernimmt Anwalts- und Gerichtskosten bei Streitigkeiten mit Kunden wegen unbezahlter Rechnungen oder mit dem Finanzamt.
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Die Software-Frage richtig stellen
Der häufigste Fehler: Software kaufen, bevor Sie Ihren Workflow verstehen. Starten Sie mit dem Minimum. Nutzen Sie, was Sie kennen und was kostenlos ist. Investieren Sie in ein neues Tool erst dann, wenn der manuelle Prozess nachweislich schmerzhaft wird und Zeit kostet, die Sie besser abrechnen könnten. Die Faustregel lautet: Start minimal, erweitern wenn Schmerz auftritt, nicht präventiv. Diese Disziplin spart nicht nur Geld, sondern verhindert auch die kognitive Last durch Tool-Wildwuchs.
Kostenfreie Software für Projektmanager-Gründer
Buchhaltung & Finanzen
Kostenfreie Optionen wie Excel oder Google Sheets mit Vorlagen sind technisch möglich, aber nicht GoBD-konform. Die Free-Version ermöglicht eine einfache Einnahmen-Überschuss-Rechnung und manuelle Rechnungserstellung in Word. Der Upgrade-Trigger kommt, sobald Sie mehr als fünf bis zehn Rechnungen pro Monat schreiben oder die Umsatzsteuervoranmeldung zu einem mehrstündigen Albtraum wird. Professionelle Tools wie Lexoffice, Sevdesk oder DATEV Unternehmen Online kosten 10 bis 40 Euro monatlich. Für Projektmanager wichtig: Achten Sie auf eine Funktion zur Zeiterfassung und projektbasierten Abrechnung.
Kundenverwaltung (CRM)
Kostenfreie Optionen sind Excel, Google Sheets, HubSpot Free oder Folk. Die Free-Version deckt eine Kontaktliste mit Notizen zu letzten Gesprächen und nächsten Schritten ab. Der Upgrade-Trigger: Wenn Sie anfangen, potenzielle Kunden oder Follow-ups zu vergessen oder mehr als 20 aktive Leads gleichzeitig managen. Für Projektmanager ist ein einfaches System meist ausreichend. Wichtiger als das Tool ist die Disziplin, es konsequent zu pflegen.
Kommunikation & Zusammenarbeit
Slack, Microsoft Teams oder Google Workspace bieten kostenfreie Versionen. Für die Zusammenarbeit mit den meisten Kunden reicht das aus, weil der Kunde oft die Plattform vorgibt. Ein Upgrade ist in der Startphase selten nötig, da meist der Kunde die Infrastruktur stellt. Flexibilität ist hier der Schlüssel: Seien Sie bereit, sich in die Tool-Landschaft des jeweiligen Kunden einzuarbeiten.
Projektmanagement-Kern-Software
Kostenfreie Optionen sind Trello, Asana im Free Tier oder Jira im Free Tier für kleine Teams. Professionelle Tools umfassen Jira/Confluence, MS Project, Asana oder Monday.com. Die Realität: Für die eigene Aufgabenorganisation reichen die Free-Tiers meist aus. Allerdings gibt der Kunde in der Praxis das Werkzeug vor. Als Projektmanager müssen Sie die gängigen Tools beherrschen, insbesondere Jira/Confluence und MS Project oder Azure DevOps. Die Investition sollte also eher in Schulungen und Zertifikate fließen als in eigene Lizenzen. Eigene Lizenzen für Schulungszwecke kosten 10 bis 50 Euro monatlich, oft aber null Euro, weil die Lizenz vom Kunden gestellt wird.
Das Gesamt-Budget für Software im ersten Jahr beträgt minimal 20 bis 50 Euro monatlich, wenn Sie nur ein Buchhaltungstool nutzen. Ein Standard-Setup mit professioneller Office-Suite und eventuell einem CRM kostet 80 bis 200 Euro pro Monat. Erweitern Sie erst dann, wenn ein manueller Prozess nachweislich Geld kostet, weil er Sie von abrechenbarer Kundenarbeit abhält.
Software-Recherche kostet Zeit. Wir haben Projektmanagement-spezifische Stacks kuratiert:
- Projektmanagement-Software Übersicht - Kostenfreie und Premium-Tools im Vergleich
- Dashboard-Lösung für Projektmanager - Alle Tools an einem Ort
→ Oder: Kostenfreie Software-Beratung - Wir besprechen Ihren konkreten Bedarf.
Integration: Wann es zum Problem wird
Tool-Wildwuchs kostet nicht primär Geld, sondern kognitive Last. Sie sind die lebende Integration zwischen den Tools. Wenn Sie dieselbe Information wie eine Projektstunde in drei verschiedenen Systemen manuell eintragen müssen, wird das zum Problem. Die Entscheidung zwischen mehreren Free-Tools versus einer bezahlten Plattform hängt davon ab, wie hoch Ihre Toleranz für Context-Switching ist. Eine einheitliche Plattform macht dann Sinn, wenn die Lizenzkosten geringer sind als der Wert der Zeit, die Sie durch die Beseitigung von Doppelarbeit gewinnen.
Woher erste Kunden tatsächlich kommen
Daten aus dem Projektmanagement-Markt zeigen ein klares Muster bei den ersten Kunden. Das bestehende professionelle Netzwerk liefert 50 bis 70 Prozent der ersten ein bis drei Kunden. Ehemalige Arbeitgeber, Ex-Kollegen oder Kontakte von Konferenzen sind die Hauptquellen. Man signalisiert seine Verfügbarkeit und wird für ein passendes Projekt direkt angesprochen oder weiterempfohlen. Diese Kanäle haben die höchste Conversion-Rate.
Spezialisierte Freelancer-Vermittler und Plattformen wie Hays, GULP oder freelancermap.de bringen 20 bis 40 Prozent der ersten Kunden. Man bewirbt sich auf ausgeschriebene Projekte, die Konkurrenz ist hoch, aber die Projekte sind konkret und sofort verfügbar. Allerdings muss die Marge des Vermittlers, oft 10 bis 25 Prozent, im Tagessatz einkalkuliert werden.
LinkedIn und Personal Branding liefern weniger als 10 Prozent der ersten Kunden, sind aber entscheidend für eine langfristige Pipeline. Man wird nicht direkt gebucht, sondern als Experte wahrgenommen. Ein potenzieller Kunde folgt Ihnen für drei bis sechs Monate, sieht Ihre Expertise und fragt dann an, wenn ein Bedarf entsteht. Das ist eine langfristige Strategie ohne sofortigen Return.
Die Timeline variiert stark. Etwa 10 Prozent haben den ersten Auftrag vor der offiziellen Gründung, meist vom Ex-Arbeitgeber. 60 Prozent landen den ersten Auftrag innerhalb von drei Monaten. Fast alle, etwa 90 Prozent, haben nach sechs Monaten ihren ersten zahlenden Kunden, wenn sie aktiv suchen. Die Varianz hängt fast ausschließlich von der Größe und Qualität des bestehenden Netzwerks ab.
Preis-Psychologie am Anfang
Aus Impostor-Syndrom und der Angst vor Ablehnung wird häufig ein zu niedriger Tagessatz angeboten. Der Gedanke ist: "Ich muss ja erstmal reinkommen." Die Kosten dieses Unterpricings sind nicht monetär messbar, aber real: Man positioniert sich als günstige Ressource statt als wertvoller Experte. Das zieht preissensible Kunden an, die viel verlangen und wenig wertschätzen. Außerdem etabliert man einen Ankerpreis, von dem man nur schwer wieder hochkommt.
Im Projektmanagement ist der Tagessatz Standard. Pauschalpreise funktionieren nur für klar definierte, kleine Arbeitspakete, bei denen der Aufwand exakt kalkulierbar ist. Bei allem anderen ist das Risiko für den Projektmanager zu hoch. Der Tagessatz variiert stark nach Nische: IT, Cybersecurity und SAP-Projekte liegen am oberen Ende, gefolgt von Automotive und Engineering, während Marketing und Non-Profit am unteren Ende rangieren.
Marketing: Was funktioniert im Projektmanagement
LinkedIn als persönliches Profil erfordert hohen Aufwand, ist aber kostenfrei und sehr effektiv. Es ist die digitale Visitenkarte und der Kanal zum Aufbau einer Expertenmarke. Allerdings erfordert es kontinuierliche, disziplinierte Arbeit durch regelmäßiges Posten, Kommentieren und Vernetzen. Ohne diese Disziplin verpufft die Wirkung.
Freelancer-Plattformen erfordern mittleren Aufwand und sind kostenfrei, allerdings nehmen Vermittler eine Marge vom Tagessatz. Die Effektivität ist hoch für den Start, um schnell an Projekte zu kommen. Langfristig besteht allerdings die Gefahr der Abhängigkeit und des Preisdrucks durch die Plattform-Konkurrenz.
Networking auf Meetups und Konferenzen kostet 500 bis 2.000 Euro pro Jahr und erfordert mittleren Aufwand. Die Effektivität ist hoch, aber schwer messbar. Hier entstehen die vertrauensvollen Beziehungen, die zu den besten und direktesten Aufträgen führen, oft Jahre später.
Verschwenden Sie kein Geld auf Google Ads. Niemand googelt "suche Projektmanager in Berlin". Gesucht wird auf LinkedIn oder über Vermittler. Auch Messen-Sponsoring oder eigene Stände haben für einen Solo-Selbstständigen einen vernichtend geringen ROI. Bezahlte Einträge in generischen Branchenverzeichnissen sind nutzlos, weil die Zielgruppe dort nicht sucht.
Keine Website, kein Online-Auftritt = schwierige Kundengewinnung.
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Oder starten Sie mit KI-gestützter Kundenansprache:
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Warum Projektmanager-Gründer scheitern
Fehlerhafte Status-Annahme: Freiberufler versus Gewerbe
Warum es passiert: Wunschdenken, um die Gewerbesteuer zu sparen. Man meldet sich als Freiberufler an, obwohl die Tätigkeit eher organisatorisch-kaufmännisch ist. Das Finanzamt prüft dies oft erst Jahre später. Die Konsequenz ist eine rückwirkende Einstufung als Gewerbebetrieb, was zu empfindlichen Nachzahlungen der Gewerbesteuer plus Zinsen führt. Das kann die Liquidität eines jungen Unternehmens ruinieren.
Erkennen Sie es frühzeitig: Mehr als ein Kunde gleichzeitig kann auf Scheinselbstständigkeit oder gewerbliche Organisation hindeuten. Die Tätigkeit hat keinen klaren ingenieur- oder beraterähnlichen Charakter. Sie verkaufen fertige Produkte wie Workshop-Pakete statt individueller Dienstleistung. Die Schwere ist ernst. So retten Sie es: Konsultieren Sie sofort einen Steuerberater, bilden Sie Rücklagen und klären Sie die Situation proaktiv mit dem Finanzamt. Für die Zukunft passen Sie das Geschäftsmodell an oder gründen eine Kapitalgesellschaft.
Unkontrolliertes Scope Creeping akzeptieren
Warum es passiert: Angst vor Konflikten, der Wunsch den Kunden zufriedenzustellen und fehlende Prozesse für Change-Management. Die Konsequenz: Die Arbeitsbelastung explodiert bei gleichem Honorar. Das Projekt gerät in Verzug, die Qualität leidet, Sie brennen aus und die Marge wird negativ.
Erkennen Sie es: Häufige Sätze wie "Können Sie mal schnell noch..." vom Kunden. Sie arbeiten regelmäßig abends und am Wochenende, um die kleinen Zusatzaufgaben zu erledigen. Die Schwere ist ernst. So retten Sie es: Führen Sie einen formellen Change-Request-Prozess ein. Jede Änderung, die Aufwand bedeutet, wird dokumentiert, geschätzt und dem Kunden zur Freigabe mit Kosten- und Zeit-Konsequenz vorgelegt.
Vernachlässigung der Akquise-Pipeline
Warum es passiert: Während eines laufenden Vollzeit-Projekts sind Sie zu 100 Prozent ausgelastet und vergessen Marketing und Networking, weil es gerade nicht dringend erscheint. Die Konsequenz: Das Projekt endet und es gibt keine Anschlussaufträge. Es entsteht eine Umsatzlücke von zwei bis vier Monaten, in der Sie fieberhaft und aus einer schwachen Verhandlungsposition heraus suchen müssen.
Erkennen Sie es: Seit über vier Wochen keinen neuen Kontakt auf LinkedIn hinzugefügt. Ihr letzter Blogpost oder Fachartikel ist über drei Monate alt. Sie haben keine Ahnung, was Sie in drei Monaten tun werden. Die Schwere ist recoverable. So retten Sie es: Blocken Sie feste CEO-Zeit im Kalender, etwa vier Stunden jeden Freitag, die ausschließlich für Akquise, Networking und Marketing reserviert sind, egal wie stressig das Projekt ist.
Keine oder eine unzureichende Vermögensschadenhaftpflicht
Warum es passiert: Kosten sparen wollen, das Risiko unterschätzen. Eine normale Betriebshaftpflicht wird abgeschlossen, die aber bei PM-Fehlern nicht greift. Die Konsequenz ist existenzvernichtend: Ein Fehler im Projekt, etwa eine falsch geplante Server-Migration, verursacht einen Millionenschaden beim Kunden. Ohne Versicherung haften Sie mit Ihrem gesamten Privatvermögen.
Erkennen Sie es: Sie haben keine Versicherung und hoffen, dass es gut geht. Oder die Deckungssumme von 250.000 Euro ist lächerlich gering im Vergleich zum potenziellen Schaden im Kundenprojekt, etwa in der Automobilindustrie. Die Schwere ist oft fatal. So retten Sie es: Schließen Sie sofort eine passende Versicherung mit einer branchenüblichen Deckungssumme von über einer Million Euro ab. Unterschreiben Sie keine Verträge ohne gültigen Versicherungsschutz.
Was jetzt?
Wenn Sie bis hierher gelesen haben und nicht abgeschreckt sind, ist das ein gutes Zeichen. Die Herausforderungen einer Projektmanager-Gründung sind real, aber manageable mit Vorbereitung. Was wirklich wichtig ist: Spezialisierung statt Generalist-Ansatz, ein funktionierendes Netzwerk vor dem Start und die Bereitschaft zur kontinuierlichen Akquise auch in Hochphasen.
Professionelle Beratung macht Sinn, wenn Sie unsicher über den Status als Freiberufler oder Gewerbetreibender sind, wenn Sie Ihre Preisstrategie nicht einschätzen können oder wenn Sie Unterstützung bei der Software-Auswahl brauchen. Der richtige Zeitpunkt ist jetzt, nicht wenn die ersten Fehler bereits Konsequenzen haben.
Nächster Schritt: Kostenfreie Gründungsberatung
Sie haben bis hierher gelesen, das zeigt ernsthaftes Interesse.
Was wir in 30 Minuten klären:
- Ist Projektmanagement-Gründung realistisch für Ihre Situation?
- Welche Voraussetzungen fehlen Ihnen noch?
- Realistischer Kapitalbedarf und Timeline für Ihren Fall
- Software-Stack Empfehlung
Kostenlos. Unverbindlich. Ehrlich.
Alternative Ressourcen:
- Projektmanagement-Software Übersicht
- Webseite für Projektmanager
- KI-Tools für Projektmanager
- Dashboard-Lösung
Ressourcen
Nützliche Anlaufstellen für Projektmanager-Gründer:
Verbände und Kammern: Die GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e.V. bietet Netzwerk-Events, Regionalgruppen und Weiterbildungen. Das Project Management Institute Germany Chapter ist besonders für international orientierte Projektmanager relevant.
Zertifizierungsstellen: PMP-Zertifizierung über das PMI, PRINCE2 über AXELOS-akkreditierte Trainingscenter, Professional Scrum Master über Scrum.org. Diese Zertifikate sind marktüblich und öffnen Türen.
Förderdatenbanken: Die KfW bietet Gründerkredite mit günstigen Konditionen. Prüfen Sie auch die Förderprogramme Ihres Bundeslandes, etwa Gründungszuschüsse oder Beratungsförderung über die Landesbanken.
Netzwerk-Plattformen: LinkedIn ist unverzichtbar. Xing verliert an Bedeutung, kann aber für den deutschen Mittelstand noch relevant sein. Spezialisierte Plattformen wie freelancermap.de oder GULP ermöglichen den direkten Kontakt zu Projekten.