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Notar-Kanzlei gründen: Markt, Software, Fehler (2025)

Dieser Artikel verspricht keine Erfolgsformel. Er erklärt nicht in fünf Schritten, wie Sie profitabel werden. Was Sie hier finden, ist eine ehrliche Einschätzung dessen, was eine Notargründung in Deutschland bedeutet - welche Hürden existieren, welche Persönlichkeitsmerkmale scheitern lassen und wo die realen Chancen liegen.

Das Notariat ist kein typisches freiberufliches Gründungsfeld. Sie können sich nicht einfach ein Büro mieten und loslegen. Der Zugang ist staatlich streng reglementiert, die Gebühren sind gesetzlich fixiert, und die Anzahl der Stellen wird von den Landesjustizverwaltungen kontrolliert. Diese Realität schreckt manche ab - für andere ist gerade diese Struktur der Grund, warum sie diesen Weg wählen.

Wenn Sie nach diesem Artikel nicht abgeschreckt sind, ist das ein gutes Zeichen. Die Herausforderungen sind real, aber für die richtige Person mit der richtigen Vorbereitung durchaus bewältigbar.

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Der Notariatsmarkt ohne Beschönigung

Der deutsche Notariatsmarkt umfasst etwa 7.900 Notarinnen und Notare. Davon arbeiten rund 1.600 als reine Nur-Notare, während etwa 6.300 das Anwaltsnotariat ausüben. Diese Zahlen sind nicht dem freien Marktwachstum unterworfen - jede einzelne Stelle wird von den Landesjustizverwaltungen nach Bedarf festgelegt. Das bedeutet konkret: Die Anzahl der Notarstellen wird eher leicht reduziert oder stabil gehalten, nicht erweitert. Das Geschäftsvolumen selbst hängt stark von der Konjunktur ab, insbesondere vom Immobilienmarkt und der Gründungsdynamik im Gesellschaftsrecht.

Die Konkurrenz um eine der wenigen freien Notarstellen ist extrem hoch. Der dreijährige Anwärterdienst im Nur-Notariat oder die mindestens fünfjährige Anwaltstätigkeit plus Fachprüfung im Anwaltsnotariat sind erst der Anfang - danach kann die Wartezeit auf eine tatsächliche Bestallung weitere Jahre dauern. Nach der Bestellung ändert sich die Wettbewerbssituation allerdings grundlegend: Ein Notar agiert in einem regional geschützten Raum, denn die Gebühren sind nach dem Gerichts- und Notarkostengesetz zwingend festgelegt. Es gibt keinen Preiswettbewerb. Der Wettbewerb findet über Servicequalität, Erreichbarkeit und Reputation statt.

Die Margen pro Beurkundung erscheinen auf den ersten Blick hoch, weil die Gebühren fest sind. Allerdings sind die Betriebskosten erheblich: qualifiziertes Personal, repräsentative Lagen, spezialisierte IT-Systeme und umfassende Versicherungen fressen einen Großteil des Umsatzes. Gut geführte Kanzleien erreichen Nettomargen zwischen 25 und 50 Prozent vor persönlichen Steuern und Altersvorsorge - wobei diese Zahlen stark vom Standort und der Effizienz des Kanzleibetriebs abhängen.

Regionale Unterschiede sind signifikant. In städtischen Ballungszentren dominieren hochvolumige Immobiliengeschäfte und komplexes Gesellschaftsrecht, was zu deutlich höheren Umsätzen führt. In ländlichen Gebieten ist der Anteil an Erb-, Familien- und Agrarrecht höher - diese Fälle sind oft kleinteiliger und weniger lukrativ. Zudem gibt es strukturelle Unterschiede zwischen Bundesländern: In Bayern und Hamburg existiert das Nur-Notariat, in anderen Ländern das Anwaltsnotariat, was die Kanzleistruktur und mögliche Synergien beeinflusst.

Unterversorgte Nischen existieren durchaus. Die Spezialisierung auf komplexe internationale Sachverhalte im Erbrecht oder bei Immobilienkäufen erfordert Fremdsprachenkenntnisse und Expertise im internationalen Privatrecht - nicht jeder Notar bietet das. Mit der Einführung der Online-Beurkundung für GmbH-Gründungen entsteht ein Bedarf an technologisch versierten Notaren, die diesen Prozess effizient und sicher gestalten können. Und die Unternehmensnachfolge im Mittelstand bleibt ein extrem komplexes Feld, das tiefes gesellschafts-, erb- und steuerrechtliches Wissen erfordert - hier ist intensive, beratungsnahe Begleitung gefragt.

Ehrliche Frage: Passt das zu Ihnen?

Das Notariat ist nicht für jeden. Bestimmte Persönlichkeitstypen werden in diesem Beruf dauerhaft leiden. Der kreative Unternehmer-Typ, der Dinge disruptiv verändern will, scheitert hier zwangsläufig. Das Notaramt ist auf Neutralität, Regelkonformität und Risikominimierung ausgelegt - nicht auf Innovation. Die Prozesse und Gebühren sind starr vorgegeben, eigene Ideen zur Verbesserung von Rechtsgeschäften sind unzulässig. Wenn Sie der Typ Mensch sind, der ständig nach effizienteren Wegen sucht, wird Sie die formale Starrheit des Systems auslaugen.

Der ungeduldige Pragmatiker hat hier ebenfalls nichts verloren. Notarielle Arbeit erfordert pedantische Genauigkeit bis ins kleinste Detail. Eine 80-20-Mentalität - "die letzten 20 Prozent sind nicht so wichtig" - kann zu nichtigen Urkunden und Haftungsfällen in Millionenhöhe führen. Ein übersehener Formfehler bei einem Grundstückskauf im Wert von zwei Millionen Euro bedeutet nicht nur finanzielle Haftung, sondern potenziell das Ende Ihrer beruflichen Existenz.

Auch der konfliktscheue Harmoniesucher wird Schwierigkeiten haben, allerdings sind diese eher manageable. Ein Notar muss oft zwischen Parteien mit gegensätzlichen Interessen vermitteln - etwa zwischen Käufer und Verkäufer bei einem Immobilienkauf. Sie müssen unangenehme Wahrheiten oder Risiken klar benennen, selbst wenn dies die Stimmung im Raum vergiftet. Ihre Belehrungspflicht verlangt das. Können Sie einem Ehepaar, das kurz vor der Trennung steht, einen Ehevertrag neutral erläutern, auch wenn Sie eine der Positionen für unfair halten?

Der Alltag bringt spezifische Belastungen. Die immense Verantwortung und das latente Haftungsrisiko bei jeder einzelnen Urkunde sind permanent präsent. Ein hoher Grad an repetitiver, formalisierter Arbeit und Dokumentenprüfung gehört zur Norm - nicht zur Ausnahme. Sie werden emotional aufgeladene Situationen erleben - Scheidungen, Erbstreitigkeiten, zerbrochene Geschäftspartnerschaften - bei gleichzeitiger Wahrung strikter Neutralität. Und neben der juristischen Kernarbeit kommen Management-Aufgaben: Personalführung, Kanzleiorganisation und Administration, die von dem ablenken, wofür Sie eigentlich studiert haben.

Wer gedeiht in diesem Beruf? Der Genauigkeitsfanatiker. Menschen, die nachts ruhig schlafen können, weil sie wissen, dass sie jeden Paragrafen dreimal geprüft haben. Diese pedantische Sorgfalt ist keine Schwäche, sondern die zentrale Erfolgsvoraussetzung - denn die Rechtsgültigkeit von Urkunden hängt von der exakten Einhaltung von Formvorschriften ab. Dazu kommt Abstraktionsvermögen kombiniert mit didaktischen Fähigkeiten: Sie müssen komplexe rechtliche Sachverhalte verstehen und sie Laien so erklären können, dass diese die Tragweite ihrer Entscheidungen vollständig erfassen. Und schließlich: hohe persönliche Integrität und Unparteilichkeit. Das gesamte System basiert auf dem absoluten Vertrauen der Öffentlichkeit und des Staates in Ihre Unabhängigkeit und Ehrlichkeit.

Fragen Sie sich ehrlich: Wie reagiere ich, wenn ich denselben Standardvertrag zum hundertsten Mal Wort für Wort prüfen muss? Bin ich bereit, die persönliche und finanzielle Verantwortung zu tragen, wenn durch einen von mir übersehenen Formfehler ein Immobilienkauf platzt? Kann ich meine persönlichen Ansichten komplett von meinen professionellen Pflichten trennen?

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Fachliche Voraussetzungen für Notare

Der Weg zum Notar ist lang und kompromisslos. Gesetzlich vorgeschrieben ist die Bestallung zum Notar gemäß Paragraph 5 der Bundesnotarordnung. Das bedeutet: Nach dem zweiten juristischen Staatsexamen folgt ein dreijähriger Anwärterdienst im Nur-Notariat oder mindestens fünf Jahre Anwaltstätigkeit plus notarielle Fachprüfung im Anwaltsnotariat. Die Wartezeit auf eine freie Stelle kann danach noch Jahre dauern. Die Ausbildung selbst hat keine direkten Gebühren, aber die Opportunitätskosten über viele Jahre sind erheblich. Die Kosten für die Fachprüfung liegen bei etwa 2.000 bis 2.500 Euro.

Ohne diese staatliche Bestallung dürfen Sie den Notarberuf nicht ausüben - jeder Versuch ist eine Straftat nach Paragraph 132 StGB, Amtsanmaßung. Es gibt keine Alternative, keine Abkürzung, keinen Quereinstieg. Ein Studium der Rechtswissenschaften mit Abschluss des ersten und zweiten juristischen Staatsexamens ist die einzige und zwingende Voraussetzung. Ein Meistertitel oder andere handwerkliche Qualifikationen sind in diesem Kontext völlig irrelevant.

Quereinsteiger aus anderen Berufen haben keine Chance. Der Zugang ist streng reglementiert und erfordert zwingend die Befähigung zum Richteramt - also das zweite Staatsexamen. Es gibt keine Seiten- oder Quereinstiege, keine Ausnahmeregelungen, keine Sonderverfahren für Berufserfahrene aus anderen Feldern.

Rechtsform-Wahl

Die gängigen Strukturen im Notariat sind das Einzelnotariat als Freiberufler oder die Notarsozietät in Form einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts. Die Wahl hängt von Ihrer Situation ab. Wenn Sie als alleiniger Notar an einem neuen oder übernommenen Standort beginnen, ist das Einzelnotariat die gesetzliche Standardform. Sie haften persönlich und unbeschränkt für Ihre Amtstätigkeit - eine GmbH oder UG ist für die notarielle Tätigkeit ausgeschlossen, um die persönliche Haftung nicht zu umgehen.

Wenn Sie eine Kanzlei mit einem oder mehreren anderen Notaren gründen oder einer solchen beitreten, bietet sich eine Notarsozietät als GbR an. Dies ermöglicht die Teilung von Kosten für Büro und Personal sowie die gemeinsame Marktpräsenz. Allerdings bleibt die persönliche Haftung jedes einzelnen Notars für seine eigenen Amtshandlungen vollständig bestehen - die Gesellschaftsform ändert daran nichts.

Die Gründungskosten liegen nicht in Formalitäten, sondern in der Kanzleieröffnung. Eine Ablösesumme für eine bestehende Kanzlei kann zwischen 100.000 und über 500.000 Euro betragen, abhängig vom Standort und der Rentabilität. Dazu kommen Büroausstattung und spezialisierte IT-Systeme. Ein Start ohne Übernahme einer bestehenden Kanzlei ist selten und extrem kostenintensiv, weil Sie von Null beginnen und erst ein Empfehlungsnetzwerk aufbauen müssen.

Versicherungen: Pflicht und Vernunft

Die Berufshaftpflichtversicherung ist zwingend vorgeschrieben. Die Kosten liegen jährlich zwischen 5.000 und über 20.000 Euro, stark abhängig von der Versicherungssumme. Die gesetzliche Mindestversicherungssumme beträgt 500.000 Euro pro Versicherungsfall nach Paragraph 19a BNotO, doch in der Praxis werden oft deutlich höhere Summen versichert - mehrere Millionen sind üblich und werden von den Notarkammern häufig gefordert. Die Deckung umfasst Vermögensschäden, die aus einer Amtspflichtverletzung resultieren.

Zusätzlich empfohlen - und praktisch unverzichtbar - ist eine Kanzlei- und Inventarversicherung. Sie kostet jährlich etwa 500 bis 2.000 Euro und deckt Schäden durch Feuer, Einbruchdiebstahl oder Leitungswasser am Inventar der Kanzlei. Ab dem ersten Tag der Kanzleieröffnung brauchen Sie diese Absicherung.

Eine Cyber-Versicherung ist heute dringend empfohlen. Sie kostet jährlich zwischen 1.000 und 5.000 Euro und deckt Kosten für Datenwiederherstellung, Betriebsunterbrechung und Haftpflichtansprüche nach einem Cyberangriff. Die Qualität der Policen variiert stark, insbesondere bei der Abdeckung von Ransomware-Angriffen - hier lohnt sich genaues Hinsehen. Angesichts der Digitalisierung und des Umgangs mit hochsensiblen Daten ist diese Versicherung keine Option mehr, sondern eine Notwendigkeit.

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Die Software-Frage richtig stellen

Im Notariat gibt es keinen minimalen Start. Die Kern-Software ist ab Tag eins eine zwingende berufliche Notwendigkeit und keine Option. Sparen an dieser Stelle ist grob fahrlässig und praktisch unmöglich. Der häufige Fehler besteht darin, Software zu kaufen, bevor Sie den Workflow verstehen - doch im Notariat gibt es diesen Luxus nicht. Sie müssen von Anfang an mit professionellen Tools arbeiten, weil die gesetzlichen Aufzeichnungs- und Verwahrungspflichten sonst nicht erfüllt werden können.

Die Faustregel "Start minimal, erweitern wenn Schmerz auftritt" funktioniert hier nicht. Der Schmerz wäre ein schwerwiegender Verstoß gegen Ihre Berufspflichten.

Software für Notar-Gründer: Kostenfreie Optionen und Realität

Notariats-Kernsoftware (Kanzleisoftware)

Kostenfreie Optionen existieren nicht. Professionelle Tools wie TriNotar, RA-MICRO mit Notariatsmodul oder NoRA Advanced sind alternativlos. Die Software muss die Urkundenrolle digital führen, das Massen- und Verwahrungsbuch verwalten, die Gebühren nach GNotKG exakt berechnen und Schnittstellen zum elektronischen Rechtsverkehr bereitstellen - das besondere elektronische Notarpostfach (beN) und XNotar.

Die Kosten für die Einrichtung liegen zwischen 2.000 und 10.000 Euro. Laufend fallen monatlich 200 bis 800 Euro an, abhängig von der Anzahl der Arbeitsplätze und der gebuchten Module. Der Versuch, dies mit kostenlosen Tools zu umgehen, wäre ein schwerwiegender Verstoß gegen die Berufspflichten und würde Ihre Zulassung gefährden.

Finanzbuchhaltung

Theoretisch sind kostenfreie Tools denkbar, aber sie sind für die Praxis ungeeignet. Die Verwaltung von Fremdgeldern auf Notaranderkonten erfordert eine spezielle, revisionssichere Buchführung. Kostenfreie Versionen decken nur grundlegende Buchungen ab und sind nicht für die komplexen Anderkonten-Buchungen eines Notariats ausgelegt.

Der Upgrade-Trigger ist sofort. Die Buchhaltung wird fast immer über ein integriertes Modul der Kanzleisoftware oder über eine Schnittstelle zu DATEV abgewickelt. Dies gewährleistet die korrekte Verbuchung der notarspezifischen Geldflüsse und erfüllt die gesetzlichen Anforderungen.

Sichere Kommunikation

Standard-E-Mail ist für allgemeine Anfragen und Terminabstimmungen ausreichend. Sobald sensible Dokumente oder personenbezogene Daten ausgetauscht werden, reicht das nicht mehr. Gesetzlich vorgeschrieben ist das besondere elektronische Notarpostfach (beN) für die Kommunikation mit Gerichten und Behörden.

Die Anforderungen an Datenschutz gemäß DSGVO und die berufliche Verschwiegenheitspflicht sind im Notariat besonders hoch. Eine verschlüsselte Kommunikationslösung ist daher keine Empfehlung, sondern Pflicht.

Gesamt-Budget Software Jahr eins

Ein minimales Budget gibt es nicht, weil minimal bereits professionell bedeutet. Rechnen Sie mit 5.000 bis 15.000 Euro für Einrichtung plus erstes Jahr laufende Kosten. Erweiterungen werden fällig, wenn neue Mitarbeiter hinzukommen und zusätzliche Lizenzen benötigt werden, oder wenn neue digitale Dienste wie die Online-Beurkundung genutzt werden sollen, die spezielle Module erfordern.

Software-Recherche kostet Zeit. Wir haben notarspezifische Stacks kuratiert:

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Integration: Wann es zum Problem wird

Tool-Wildwuchs kostet nicht in erster Linie Geld, sondern kognitive Last. Sie sind die Integration zwischen den Tools. Eine All-in-One-Plattform - die Kanzleisoftware - ist im Notariat der De-facto-Standard. Sie integriert Aktenverwaltung, Dokumentenerstellung, Gebührenrechnung, Buchhaltung und elektronischen Rechtsverkehr in einem System. Insellösungen sind ineffizient und fehleranfällig.

Die Entscheidung zwischen mehreren kostenlosen Tools und einer bezahlten Plattform hängt von Ihrer Toleranz für ständiges Kontextwechseln ab. Im Notariat gibt es diese Entscheidung praktisch nicht - die integrierte Plattform ist zwingend notwendig, um die gesetzlichen Pflichten zu erfüllen.

Woher erste Kunden tatsächlich kommen

Etwa 70 bis 80 Prozent der neu bestellten Notare übernehmen eine bestehende Kanzlei. Das ist der häufigste Weg. Sie übernehmen den Mandantenstamm, die Akten und die Reputation eines in den Ruhestand gehenden Notars - die Mandanten kommen automatisch. Die Timeline ist einfach: Am ersten Tag haben Sie Fälle.

Das Empfehlungsnetzwerk macht nach der Startphase über 90 Prozent des Neugeschäfts aus. Aktiver Aufbau und Pflege von Kontakten zu Immobilienmaklern, Banken, Steuerberatern und Anwälten sind essenziell. Diese verweisen ihre Mandanten für Beurkundungen an den Notar ihres Vertrauens. Die Akquise ist reines Beziehungsmanagement - keine Kaltakquise, keine Verkaufsgespräche, sondern Vertrauensaufbau über Jahre.

Persönliche Reputation und Spezialisierung werden im Laufe der Jahre immer wichtiger. Durch Vorträge, Publikationen oder herausragende Arbeit in einem Nischenfeld wie komplexe Umwandlungen oder internationale Erbfälle werden Sie zur Anlaufstelle für anspruchsvolle Mandate.

Die Timeline-Varianz ist minimal, wenn Sie eine Kanzlei übernehmen - Sie haben vom ersten Tag an Fälle. Bei einer Neugründung auf der grünen Wiese, was sehr selten vorkommt, kann es Wochen bis Monate dauern, bis die ersten Empfehlungen eintreffen. Dennoch haben 90 Prozent innerhalb von vier Wochen erste Fälle, weil die Ernennung in der Region bekannt wird. Die Varianz hängt fast ausschließlich davon ab, ob eine Kanzlei übernommen wird, sowie von der Stärke des bereits als Anwalt aufgebauten Netzwerks im Fall des Anwaltsnotariats.

Preis-Psychologie am Anfang

Unterpreisen ist nicht möglich und streng verboten. Das Gerichts- und Notarkostengesetz legt die Gebühren zwingend fest. Jeder Versuch, Rabatte zu gewähren oder von den Gebühren abzuweichen, stellt eine schwere Dienstpflichtverletzung dar und kann zu disziplinarischen Maßnahmen bis hin zur Amtsenthebung führen.

Es gibt keinen Preiswettbewerb im Notariat. Notare dürfen keine Gebührenvereinbarungen treffen. Der einzige Hebel besteht darin, dem Mandanten den Wert der Dienstleistung und die gesetzliche Grundlage der Kosten transparent zu machen, um die Akzeptanz zu erhöhen. Das ist keine Verkaufsargumentation, sondern Aufklärung.

Marketing: Was funktioniert im Notariat

Professionelles Networking ist der wichtigste Kanal. Der Aufwand ist hoch - es kostet Zeit und Geld für Mitgliedschaften in Berufsverbänden und die Teilnahme an Veranstaltungen. Die Effektivität ist jedoch extrem hoch, denn hier bauen Sie die Beziehungen zu Zuweisern auf, die Ihnen Mandanten schicken.

Eine informativ-sachliche Kanzlei-Website ist wichtig als digitale Visitenkarte und für die Auffindbarkeit. Die Erstellung kostet zwischen 500 und 3.000 Euro. Mandanten suchen nach Kontaktinformationen und Ihrem Leistungsspektrum. Jegliche werbliche oder anpreisende Darstellung ist standesrechtlich verboten - Ihre Website muss informieren, nicht verkaufen.

Vorträge und Fachpublikationen erfordern hohen Aufwand, kosten aber nur Zeit. Sie sind sehr wirksam zum Aufbau einer Expertenreputation in einer Nische, was zu höherwertigen und anspruchsvolleren Mandaten führt.

Was Sie nicht tun sollten: Geld in Google Ads oder Social Media Advertising stecken. Bezahltes Werben ist für Notare standesrechtlich unzulässig und schädigt Ihre Reputation. Rabattaktionen oder Preisvergleiche sind rechtlich verboten und sinnlos, da die Gebühren feststehen. Hochglanz-Imagebroschüren wirken schnell unseriös und anpreisend - eine sachliche Darstellung ist professioneller.

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Warum Notar-Gründer scheitern

Fehlerhafte Anwendung des GNotKG (Kostenrecht)

Warum es passiert: Das Kostenrecht ist komplex und voller Spezialfälle. Unerfahrenheit kombiniert mit dem Druck, schnell Rechnungen zu erstellen, führt zu Fehlern - die Rechnung ist zu hoch oder zu niedrig.

Konsequenz: Zu hohe Rechnungen lösen Mandantenbeschwerden aus und führen zu Rückforderungen, die Sie leisten müssen. Zu niedrige Rechnungen sind ein Verstoß gegen die Amtspflichten und führen zu Disziplinarverfahren durch die Notarkammer. In beiden Fällen leidet Ihre Reputation.

Erkennen Sie es früh: Mandanten fragen häufig nach, warum bestimmte Positionen auf der Rechnung stehen. Sie selbst sind unsicher bei der Berechnung von Gebühren für nicht-standardisierte Geschäfte wie Umwandlungen oder komplexe Gesellschafterverträge.

So retten Sie es: Sofortige Korrektur jeder fehlerhaften Abrechnung, bevor der Mandant oder die Kammer eingreift. Implementieren Sie eine professionelle Software mit GNotKG-Modul und führen Sie das Vier-Augen-Prinzip bei der Rechnungserstellung ein - lassen Sie jede Rechnung von einer erfahrenen Notarfachangestellten gegenchecken.

Vernachlässigung der Kanzleiorganisation und des Personals

Warum es passiert: Der Notar konzentriert sich ausschließlich auf die juristische Arbeit und sieht sich nicht als Unternehmer. Fehlende Delegation und das Gefühl, alles selbst machen zu müssen, führen dazu, dass Prozesse nicht optimiert werden und qualifiziertes Personal nicht richtig eingesetzt wird.

Konsequenz: Chaos im Büro. Fristen werden versäumt, Akten sind unauffindbar, das Personal ist demotiviert und macht Fehler, für die der Notar haftet. Am Ende steht der Burnout des Notars, der 70 Stunden pro Woche arbeitet und dennoch das Gefühl hat, nichts zu schaffen.

Erkennen Sie es früh: Poststapel bleiben tagelang ungeöffnet liegen. Sie verbringen mehr Zeit mit Suchen und Administrivia als mit Beurkundungen. Die Fluktuation bei den Notarfachangestellten ist hoch - nach einem Jahr ist niemand mehr da, der zu Beginn eingestellt wurde.

So retten Sie es: Stellen Sie eine qualifizierte Büroleitung ein, die organisatorische Verantwortung übernimmt. Nehmen Sie externe Beratung zur Kanzleiorganisation in Anspruch - es gibt spezialisierte Berater für Notariate. Führen Sie regelmäßige Teamsitzungen ein und weisen Sie Verantwortlichkeiten klar zu, damit nicht alles auf Ihrem Schreibtisch landet.

Unzureichende Belehrung der Beteiligten

Warum es passiert: Routine und Zeitdruck führen dazu, dass die Risiken und die rechtliche Tragweite eines Geschäfts nicht mehr ausführlich genug erklärt werden. Sie haben einen Kaufvertrag schon hundertmal beurkundet - die Belehrung wird zur mechanischen Routine, bei der Sie nicht mehr darauf achten, ob die Beteiligten wirklich verstehen, was sie unterschreiben.

Konsequenz: Die Urkunde könnte anfechtbar sein. Es drohen massive Haftungsansprüche, wenn ein Beteiligter nachweisen kann, dass er über ein wesentliches Risiko nicht aufgeklärt wurde - etwa über die Folgen einer Bürgschaft oder die Konsequenzen einer Schenkung mit Widerrufsvorbehalt.

Erkennen Sie es früh: Beteiligte stellen nach der Beurkundung grundlegende Fragen, die eigentlich hätten geklärt sein müssen. Sie hören Sätze wie "Das haben Sie uns so nicht gesagt" oder "Das war mir nicht klar". Das sind deutliche Warnsignale.

So retten Sie es: Radikale Änderung Ihres Vorgehens. Nutzen Sie standardisierte Checklisten für Belehrungspflichten bei jedem einzelnen Termin. Nehmen Sie sich bewusst mehr Zeit für jeden Termin, auch wenn es ineffizient erscheint. Fragen Sie aktiv nach: "Haben Sie verstanden, was das für Sie bedeutet?" und warten Sie auf eine inhaltliche Antwort, nicht nur ein Nicken.

Zu späte oder zu frühe Einstellung von Personal

Warum es passiert: Zu früh: Angst vor ungenügender Auslastung und die Sorge um Fixkosten führen dazu, dass Notare zu lange allein arbeiten. Zu spät: Der Notar will Kosten sparen und überschätzt die eigene Kapazität, was zu massiver Überlastung führt.

Konsequenz: Zu frühes Einstellen von Personal kann die Liquidität in der Anfangsphase gefährden, wenn die Mandate noch nicht in ausreichender Zahl fließen. Zu spätes Einstellen führt zu Qualitätsverlust, langen Bearbeitungszeiten und Mandantenunzufriedenheit - und es erhöht das Haftungsrisiko massiv, weil Sie übermüdet Fehler machen.

Erkennen Sie es früh: Sie müssen regelmäßig selbst Termine koordinieren, Post öffnen oder Akten anlegen. Die Bearbeitungszeit für einfache Vorgänge wie eine Vollmacht oder eine einfache Schenkung übersteigt eine Woche. Sie arbeiten abends und am Wochenende, um überhaupt hinterherzukommen.

So retten Sie es: Erstellen Sie eine realistische Planung basierend auf Fallzahlen, nicht auf vagen Gefühlen. Bei zu später Einstellung: Suchen Sie sofort qualifiziertes Personal, auch wenn es teuer ist. Die Kosten eines einzigen Haftungsfalls übersteigen die Personalkosten mehrerer Jahre bei Weitem. Eine erfahrene Notarfachangestellte kann Ihren Kanzleibetrieb stabilisieren und Ihre Haftungsrisiken senken.

Nächster Schritt: Was jetzt wirklich zählt

Die Gründung einer Notarkanzlei ist kein schneller Weg zum Erfolg. Die Herausforderungen sind real: jahrelange Ausbildung, hohe Einstiegskosten, immense Verantwortung und ein stark reglementiertes Berufsfeld. Gleichzeitig bietet das Notariat eine einzigartige Verbindung aus intellektueller Arbeit, gesellschaftlicher Relevanz und wirtschaftlicher Stabilität für diejenigen, die zur Persönlichkeit und zur Arbeitsweise des Berufs passen.

Wenn Sie bis hierher gelesen haben und nicht abgeschreckt sind, ist das ein gutes Zeichen. Es zeigt, dass Sie ernsthaft interessiert sind und bereit, sich mit der Realität auseinanderzusetzen. Die Herausforderungen sind manageable mit der richtigen Vorbereitung, realistischer Selbsteinschätzung und professioneller Beratung in den kritischen Phasen.

Was wirklich wichtig ist: Verstehen Sie Ihre eigene Persönlichkeit und ob sie zum Beruf passt. Bereiten Sie sich finanziell vor - die Ablösesumme und die Anlaufkosten sind erheblich. Bauen Sie frühzeitig ein Netzwerk auf, denn davon leben Sie nach der Bestallung. Und nehmen Sie professionelle Hilfe in Anspruch, wenn Sie unsicher sind - sei es bei der Kanzleiorganisation, der Software-Auswahl oder der strategischen Positionierung.

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Ressourcen für Notargründer

Die Bundesnotarkammer ist die zentrale Anlaufstelle für alle formalen Fragen zur Ausbildung, Bestallung und den beruflichen Pflichten. Sie finden dort auch Statistiken und Publikationen zur Struktur des deutschen Notariats.

Die jeweilige Landesnotarkammer ist für die Aufsicht und Beratung in Ihrem Bundesland zuständig. Hier erhalten Sie Informationen zu freien Stellen, den regionalen Besonderheiten und den Anforderungen im Anwärterdienst.

Das Bundesjustizministerium stellt die gesetzlichen Grundlagen bereit, insbesondere die Bundesnotarordnung und das Gerichts- und Notarkostengesetz. Diese Texte sind die Basis Ihrer täglichen Arbeit.

Die Notarkasse Anstalt des öffentlichen Rechts verwaltet die Versorgungswerke und bietet Informationen zur Altersvorsorge für Notare. Eine frühzeitige Beschäftigung mit diesem Thema ist sinnvoll, da die Beiträge erheblich sind.

Fachzeitschriften wie die Deutsche Notar-Zeitschrift (DNotZ) halten Sie über aktuelle Rechtsprechung und Entwicklungen im Notarrecht auf dem Laufenden. Regelmäßiges Lesen ist Teil der kontinuierlichen Fortbildung, die das Amt erfordert.