Immobilienmakler-Unternehmen gründen: Markt, Software, Fehler (2025)
Was Sie hier finden (und was nicht)
Dies ist kein motivierender Ratgeber nach dem Motto "In 5 Schritten zum erfolgreichen Makler". Es ist eine ehrliche Bestandsaufnahme dessen, was eine Gründung in der Immobilienwirtschaft wirklich bedeutet. Sie finden hier keine ROI-Versprechen und keine Garantien. Stattdessen bekommen Sie ein realistisches Bild des Marktes, der tatsächlichen Anforderungen und der Fehler, die Gründer ruinieren.
Nach der Lektüre werden Sie verstehen, ob dieser Weg zu Ihnen passt, welche Hürden Sie erwarten und wo die meisten scheitern. Das ist nicht entmutigend gemeint, sondern als Grundlage für eine informierte Entscheidung. Wer bis zum Ende liest und nicht abgeschreckt ist, hat bereits eine wichtige Hürde genommen.

Der Immobilienmakler-Markt ohne Beschönigung
Der deutsche Immobilienmarkt ist gigantisch, das Maklergeschäft jedoch extrem fragmentiert. Schätzungen zufolge gibt es zwischen 30.000 und 40.000 Maklerunternehmen, von Einzelkämpfern bis zu großen Netzwerken wie Engel & Völkers. Der jährliche Gesamtumsatz durch Provisionen bewegt sich im Bereich von 10 bis 14 Milliarden Euro. Diese Zahl klingt beeindruckend, verteilt sich aber auf zehntausende Akteure, wobei die Mehrheit kleine Ein-Personen-Unternehmen sind.
Der Markt ist stark an den Immobilienmarkt gekoppelt. Steigende Zinsen und Baukosten dämpfen die Transaktionsvolumina kurzfristig, denn weniger Menschen kaufen oder verkaufen, wenn die Finanzierung teurer wird. Gleichzeitig bleibt der Bedarf an Wohnraum und professioneller Vermittlung konstant hoch. Digitale Wettbewerber wie PropTechs setzen traditionelle Makler unter Druck, schaffen aber auch Nischen für spezialisierte Anbieter, die echten Mehrwert liefern. Wer sich über Qualität und lokale Expertise differenziert, findet weiterhin seinen Platz.
Die Margen erscheinen auf den ersten Blick attraktiv. Seit 2020 liegt die Provision bei Kaufimmobilien meist bei insgesamt bis zu 7,14 Prozent inklusive Mehrwertsteuer, also etwa 3,57 Prozent für Käufer und Verkäufer jeweils. Die Nettomarge nach Abzug aller Kosten wie Büro, Marketing, Personal und Software ist jedoch sehr variabel. Etablierte kleine Büros kommen oft auf 15 bis 30 Prozent, doch in den ersten Jahren kann die Marge nahe Null oder sogar negativ liegen.
Regionale Unterschiede sind extrem signifikant. In A-Städten wie München oder Hamburg sind die Provisionen pro Objekt hoch, weil die Immobilienpreise hoch sind. Allerdings ist der Wettbewerb um Mandate mörderisch. In ländlichen Regionen sind die Objekte günstiger und die Provisionen geringer, aber es gibt weniger Konkurrenz. Ländliche Makler benötigen oft einen größeren Aktionsradius, um auf genügend Transaktionen zu kommen.
Unterversorgte Nischen existieren durchaus. Die Spezialisierung auf nachhaltige oder energieeffiziente Immobilien gewinnt an Bedeutung, denn viele Verkäufer brauchen Beratung zu Sanierungen und Förderungen. Die Betreuung internationaler Käufer erfordert Sprachkenntnisse und interkulturelle Kompetenz. Mikro-Apartments und Co-Living-Konzepte wachsen in urbanen Zentren. Auch die Vermittlung von Gewerbeimmobilien für Nischenbranchen oder seniorengerechtes Wohnen sind Bereiche mit Potenzial.
Ehrliche Frage: Passt das zu Ihnen?
Immobilienmakler ist nicht für jeden. Der konfliktscheue Harmoniesucher wird zerrieben, denn Preisverhandlungen mit Verkäufern und harte Angebotsverhandlungen zwischen Parteien gehören zum Alltag. Wer Konflikten ausweicht, wird finanziell und emotional scheitern. Das ist kein nebensächliches Problem, sondern ein Ausschlusskriterium.
Der ungeduldige Sprinter kämpft ebenfalls mit der Realität. Immobilientransaktionen sind langwierig und dauern oft drei bis neun Monate von der Akquise bis zum Abschluss. Wer schnelle Erfolgserlebnisse braucht und nicht monatelang an einem einzigen Deal dranbleiben kann, wird frustriert aufgeben. Diese Geduld lässt sich nicht antrainieren, sie ist entweder vorhanden oder nicht.
Der reine Fach-Nerd unterschätzt, dass Fachwissen über Immobilien nur die Basis ist. Der Erfolg hängt zu 80 Prozent von Vertrieb, Networking und Empathie ab. Wer sich lieber in Grundrisse vergräbt als Menschen zu treffen, wird keine Aufträge akquirieren. Das ist nicht negativ gemeint, sondern eine Frage der persönlichen Neigung.
Der Alltag bringt spezifische Belastungen mit sich. Die emotionale Achterbahn ist real: Die Euphorie eines fast sicheren Deals, der in letzter Minute platzt, zehrt an den Nerven. Die ständige Erreichbarkeit gehört dazu, denn private Kunden erwarten Antworten am Abend und am Wochenende. Der sogenannte Immobilientourismus frustriert: Unzählige Besichtigungen mit Interessenten, die nie eine Kaufabsicht hatten. Der hohe administrative Aufwand wie Exposé-Erstellung, Dokumentenbeschaffung von Grundbuch bis Energieausweis und Einhaltung von Geldwäschegesetz-Vorschriften sind keine Ausnahmen, sondern die Norm.
Gründer, die gedeihen, zeigen bestimmte Muster. Extreme Resilienz ist entscheidend, weil neun von zehn Akquiseversuchen scheitern. Deals platzen regelmäßig. Man muss nach jeder Absage sofort wieder aufstehen können. Netzwerk-Denken verschafft einen uneinholbaren Vorteil, denn die besten Aufträge kommen nicht von Portalen, sondern über Empfehlungen von Banken, Notaren, Vermögensberatern und zufriedenen Kunden. Wer gerne und strategisch Beziehungen aufbaut, hat ein natürliches Talent für diesen Beruf. Hohe Selbstdisziplin ist nötig, weil es keinen Chef gibt. Man muss sich selbst jeden Tag zur ungeliebten Kaltakquise motivieren, auch wenn gerade kein Geld hereinkommt.
Fragen Sie sich ehrlich: Wie fühle ich mich bei dem Gedanken, 20 fremde Menschen anrufen zu müssen, um einen einzigen Besichtigungstermin zu bekommen? Bin ich bereit, sechs Monate ohne nennenswertes Einkommen zu arbeiten und dabei voll investiert zu bleiben? Was mache ich, wenn ein Kunde meine sorgfältig recherchierte Immobilienbewertung als Frechheit bezeichnet und mich verbal angreift?
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Fachliche Voraussetzungen für Immobilienmakler
Gesetzlich vorgeschrieben ist die Gewerbeerlaubnis nach Paragraph 34c Gewerbeordnung. Diese erhalten Sie vom zuständigen Ordnungsamt oder der Industrie- und Handelskammer. Der Prozess dauert ein bis drei Monate je nach Auslastung der Behörde. Die Verwaltungsgebühr liegt zwischen 200 und 1.500 Euro je nach Gemeinde. Ohne diese Erlaubnis ist die Tätigkeit illegal, Bußgelder bis 5.000 Euro drohen, der Provisionsanspruch verfällt und ein Berufsverbot ist möglich.
Zusätzlich besteht eine laufende Weiterbildungspflicht von 20 Stunden innerhalb von drei Kalenderjahren. Diese kostet etwa 200 bis 800 Euro pro Jahr, abhängig von Anbieter und Format. Bei Kontrollen drohen Bußgelder bis 5.000 Euro, wenn die Nachweise fehlen. Das ist keine theoretische Gefahr, sondern wird tatsächlich geprüft.
Es gibt keinen klassischen Meister im Immobilienbereich. Das Äquivalent ist der Immobilienfachwirt mit IHK-Abschluss. Die Weiterbildung kostet zwischen 3.000 und 5.000 Euro und ist besonders für Quereinsteiger empfehlenswert. Sie vermittelt fundiertes Fachwissen und signalisiert Professionalität gegenüber Kunden und Banken. Ein Studium der Immobilienwirtschaft oder BWL mit Schwerpunkt Immobilienmanagement ist theoretischer und strategischer ausgerichtet. Es eignet sich für Karrieren in großen Unternehmen, ist aber für die selbstständige Maklertätigkeit nicht zwingend notwendig.
Der Quereinstieg ist verbreitet und akzeptiert. Bankkaufleute, Versicherungskaufleute, Vertriebsmitarbeiter, Architekten und Juristen finden oft den Weg in die Branche. Sie müssen allerdings persönliche Zuverlässigkeit und geordnete Vermögensverhältnisse für die Gewerbeerlaubnis nachweisen. Eine fachliche Weiterbildung zum Fachwirt ist dringend anzuraten, um fehlende Branchenerfahrung zu kompensieren. Der Markt ist skeptisch gegenüber reinen Verkäufer-Typen ohne Fachwissen. Erfolg haben Quereinsteiger, die sich schnell tiefes Wissen aneignen und ihre bisherigen Fähigkeiten als Nische nutzen.
Rechtsform-Wahl
Gängig in der Immobilienwirtschaft sind Einzelunternehmen, GbR, UG und GmbH. Die Wahl hängt von mehreren Faktoren ab. Bei Solo-Gründung mit Budget unter 2.000 Euro und in der Testphase ist das Einzelunternehmen sinnvoll. Die Gründungskosten sind minimal mit 50 bis 200 Euro für die Gewerbeanmeldung. Allerdings haftet man unbeschränkt mit dem Privatvermögen.
Bei Gründung im Team und geringem Budget kommt die GbR in Frage. Kein Stammkapital ist nötig, die Gründung erfolgt einfach durch Gesellschaftsvertrag. Der Nachteil: Alle Gesellschafter haften gesamtschuldnerisch und unbeschränkt mit ihrem Privatvermögen. Wenn Sie Haftungsbeschränkung wünschen, aber weniger als 25.000 Euro Kapital haben, ist die UG eine Option. Die Gründung ist ab einem Euro Stammkapital möglich, die Kosten liegen bei 500 bis 1.000 Euro inklusive Notar und Handelsregister. Das Ansehen ist allerdings geringer als bei einer GmbH, und es besteht eine Pflicht zur Bildung von Rücklagen.
Die GmbH bietet hohes Ansehen bei Banken und Geschäftspartnern sowie klare Haftungsbeschränkung. Die Gründungskosten liegen bei 1.500 bis 3.000 Euro plus mindestens 12.500 Euro Stammkapitaleinlage. Der Verwaltungsaufwand ist höher, aber für seriöses, wachstumsorientiertes Arbeiten oft die beste Wahl.
Versicherungen: Pflicht und Vernunft
Pflicht ist die Vermögensschadenhaftpflichtversicherung. Sie kostet jährlich 250 bis 800 Euro je nach Deckungssumme und Selbstbehalt. Diese Versicherung deckt echte Vermögensschäden, die Kunden durch falsche Beratung oder Fehler des Maklers erleiden. Ein Beispiel: Eine falsche Angabe der Wohnfläche führt zu einem geringeren Kaufpreis, der Verkäufer erleidet einen Schaden.
Dringend empfohlen ist die Betriebshaftpflichtversicherung für 200 bis 500 Euro pro Jahr. Diese deckt Personen- und Sachschäden, etwa wenn ein Kunde bei einer Besichtigung stolpert und sich verletzt oder Sie beim Aufmaß eine teure Vase umstoßen. Sie deckt ausdrücklich nicht die finanziellen Schäden aus Falschberatung, dafür ist die Vermögensschadenhaftpflicht zuständig.
Eine Rechtsschutzversicherung für Selbstständige ist ab dem ersten Tag sinnvoll. Sie kostet 400 bis 1.000 Euro jährlich und hilft bei der Durchsetzung eigener Provisionsansprüche oder bei der Abwehr unberechtigter Forderungen. Provisionsstreitigkeiten sind häufig, deshalb lohnt sich diese Investition. Allerdings haben viele Policen Wartezeiten und decken nicht alle Rechtsgebiete ab.
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Die Software-Frage richtig stellen
Ein häufiger Fehler ist, Software zu kaufen, bevor man den eigenen Workflow versteht. Der Grundsatz lautet: Starte so schlank wie möglich. Nutze kostenlose Tools, wo es geht. Investiere nur in eine professionelle Makler-Kernsoftware, weil diese das Herzstück des Geschäfts ist und sich nicht durch Insellösungen ersetzen lässt. Die Faustregel: Start minimal, erweitere wenn Schmerz auftritt, nicht präventiv.
Warum ist das wichtig? Jedes zusätzliche Tool kostet nicht nur Geld, sondern auch mentale Energie. Sie sind die Integration zwischen den Tools, und zu viele verschiedene Systeme erzeugen kognitive Last. Besser wenige gute Tools als ein Wildwuchs.
Kostenfreie Software für Immobilienmakler-Gründer
Buchhaltung und Finanzen
Kostenfreie Optionen sind Excel oder Google Sheets für eine simple Einnahmen-Überschuss-Rechnung sowie Online-Rechnungstools wie die Free-Versionen von Papierkram oder SevDesk. Was die Free-Version kann: Angebotserstellung, Rechnungsstellung und einfache Einnahmen-Überschuss-Rechnung. Der Upgrade-Trigger kommt, wenn die manuelle Verbuchung von Belegen mehr als zwei bis drei Stunden pro Monat kostet oder wenn Sie die Umsatzsteuervoranmeldung automatisieren wollen. Für Immobilienmakler reichen Standard-Tools aus, es gibt keine speziellen Anforderungen.
Kundenverwaltung
Kostenfreie Optionen sind HubSpot Free CRM, Trello oder Asana als Behelfslösung oder klassisch Excel. Was die Free-Version kann: Verwaltung von Kontakten und deren Status wie Interessent, Verkäufer oder Kontaktversuch eins. Der Upgrade-Trigger kommt, wenn Sie mehr als 10 bis 20 aktive Interessenten und drei bis fünf Objekte gleichzeitig verwalten. Dann wird das manuelle Matchen von Interessent zu Immobilie zum Vollzeitjob. Eine generische CRM ist besser als nichts, aber eine Makler-Software ist überlegen, weil sie Kontakte und Objekte intelligent verknüpfen kann.
Kommunikation und Zusammenarbeit
Kostenfreie Optionen sind Slack, Microsoft Teams Free oder WhatsApp und Signal. Was die Free-Version kann: Interne Kommunikation bei vorhandenem Team und schneller Austausch mit Kunden. Der Upgrade-Trigger kommt erst ab Teamgrößen von drei bis fünf Personen. Beachten Sie bei der Kommunikation mit Kunden via WhatsApp die DSGVO-Anforderungen.
Makler-Kern-Software
Hier wird es ernst. Praktisch keine ernstzunehmenden kostenlosen Komplettlösungen existieren. Professionelle Tools sind onOffice, FlowFact, Propstack, FIO Systems oder ImmobilienScout24 Manager. Die Realität: Hier darf nicht gespart werden. Eine professionelle Software ist ab dem ersten Tag überlebenswichtig. Sie automatisiert die Exposé-Erstellung, den Upload auf alle wichtigen Portale mit einem Klick, das Matching von hunderten Suchkunden mit neuen Objekten und dokumentiert alle Aktivitäten rechtssicher.
Typische Kosten liegen bei 80 bis 300 Euro pro Monat pro Nutzer, abhängig von Funktionsumfang und Anbieter. Das klingt nach viel Geld, aber ohne diese Software sind Sie nicht wettbewerbsfähig. Die Zeitersparnis und Professionalität rechtfertigen die Investition vom ersten Tag an.
Gesamt-Budget Software Jahr 1
Minimal mit überwiegend kostenlosen Tools: 1.000 bis 2.000 Euro ausschließlich für die professionelle Makler-Software. Standard mit bezahlten Buchhaltungs- und Office-Tools: 2.500 bis 5.000 Euro. Das Prinzip: Erweitere deinen Software-Stack, wenn ein manueller Prozess wiederholt auftritt und mehr Zeit kostet als die monatliche Gebühr für eine Automatisierungslösung.
Software-Recherche kostet Zeit. Wir haben Immobilienmakler-spezifische Stacks kuratiert:
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Integration: Wann es zum Problem wird
Tool-Wildwuchs kostet nicht unbedingt Geld, aber kognitive Last. Sie sind die Integration zwischen Tools. Das Ziel ist nicht die eine Plattform, sondern eine zentrale Makler-Software, die sich gut in andere essentielle Tools wie Ihren Kalender oder Ihr E-Mail-Programm integriert. Versuchen Sie nicht, Buchhaltung oder E-Mail in der Makler-Software zu machen. Nutzen Sie für jede Aufgabe das beste Werkzeug.
Die Entscheidung zwischen mehreren Free-Tools und einer bezahlten Plattform hängt von Ihrer Toleranz für Kontextwechsel ab. Manche Menschen jonglieren problemlos zwischen fünf verschiedenen Programmen, andere werden davon ausgelaugt. Kennen Sie sich selbst.
Woher erste Kunden tatsächlich kommen
Daten aus der Immobilienwirtschaft zeigen klare Muster. Persönliches und erweitertes Netzwerk bringt 60 bis 80 Prozent der ersten fünf Aufträge. Sie erzählen jedem, was Sie tun. Ein Freund Ihrer Tante will sein Haus verkaufen. Dieser Kanal ist am Anfang am wichtigsten, aber nicht skalierbar. Deshalb müssen Sie parallel andere Kanäle aufbauen.
Empfehlungen von Multiplikatoren bringen in der Startphase 10 bis 20 Prozent, werden später aber zum Hauptkanal. Systematisches Netzwerken mit Bankberatern, Finanzierungsvermittlern, Notaren und Handwerksbetrieben ist entscheidend. Sie geben Empfehlungen und bekommen welche zurück. Das ist ein Geben und Nehmen über Jahre.
Lokale Präsenz und Farming bringt in der Startphase nur 5 bis 10 Prozent. Sie definieren ein klares Farm-Gebiet wie einen Stadtteil und bearbeiten es systematisch mit Flyern, lokaler Werbung und Präsenz auf Stadtteilfesten. Das Ziel: Top of Mind sein, wenn jemand in diesem Gebiet verkaufen will. Das ist ein Langzeit-Spiel, das sich erst nach einem bis zwei Jahren auszahlt.
Kaltakquise per Telefon oder an der Tür bringt weniger als fünf Prozent. Der Aufwand ist extrem hoch, die Erfolgsquote oft unter eins zu hundert. Rechtlich ist das heikel wegen des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb. Nur für extrem resiliente Gründer als letztes Mittel geeignet.
Die Timeline variiert stark. Glückspilze haben ihren ersten Auftrag durchs Netzwerk vor der offiziellen Gründung. Die Realität für die meisten ist der erste Auftrag innerhalb von drei bis sechs Monaten. Ein harter Kern kämpft bis zu zwölf Monate. Die Varianz hängt fast ausschließlich von der Größe und Qualität des bestehenden Netzwerks, der Akquise-Disziplin und einer Prise Glück ab. Das ist keine Ausrede, sondern Realität.
Preis-Psychologie am Anfang
Neue Makler reduzieren häufig ihre Provision, um einen Auftrag zu gewinnen. Der Gedanke: Lieber 1,5 Prozent als gar nichts. Der Grund ist das Impostor-Syndrom, mangelndes Selbstvertrauen in den eigenen Wert und Angst vor Konkurrenz. Was kostet das? Man signalisiert mangelnde Qualität, zieht preissensible Problemkunden an und ruiniert die eigene Profitabilität. Es ist fast unmöglich, bei einem Kunden später wieder eine höhere Provision durchzusetzen.
Die Provision ist in der Immobilienwirtschaft ein Qualitätsversprechen. Gute Makler rechtfertigen ihre marktübliche Provision durch exzellenten Service, professionelles Marketing und Verhandlungserfolg. Preisdumping ist die Strategie der Verlierer, nicht der klugen Gründer.
Marketing: Was funktioniert in der Immobilienwirtschaft
Eine professionelle Website mit lokalem SEO ist sehr effektiv. Der initiale Aufwand ist hoch, der laufende Aufwand mittel. Die Kosten liegen einmalig bei 1.500 bis 5.000 Euro plus Hosting. Sie dient als digitale Visitenkarte und Vertrauensanker. Wer bei Google für Immobilienmakler plus Stadtteil auf Seite eins steht, bekommt automatisch Anfragen.
LinkedIn mit persönlichem Profil erfordert mittleren Aufwand und ist kostenfrei. Es eignet sich gut für B2B-Networking mit Multiplikatoren und Gewerbeimmobilien sowie den Aufbau einer Experten-Marke. Für die direkte Akquise von privaten Verkäufern ist es weniger geeignet.
Facebook und Instagram mit lokalem Targeting kosten 50 bis 500 Euro pro Monat für Werbeanzeigen. Der Aufwand ist mittel. Sie sind effektiv, um in einem Farm-Gebiet sichtbar zu werden und Referenzobjekte zu bewerben. Man kann Anzeigen gezielt an Anwohner in einem bestimmten Radius ausspielen.
Was Sie vermeiden sollten: Teure überregionale Print-Anzeigen in Hochglanzmagazinen haben zu viel Streuverlust. Google Ads auf generische Keywords wie Immobilienmakler sind extrem teuer und umkämpft. Das funktioniert nur mit spitzer lokaler Nische. Der Einkauf von kalten Verkäufer-Leads ist meist verschwendetes Geld, weil die Leads oft von geringer Qualität sind, mehrfach verkauft werden und die Verkäufer von Anrufen genervt sind. Besser selbst Leads generieren.
Keine Website, kein Online-Auftritt = schwierige Kundengewinnung.
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Warum Immobilienmakler-Gründer scheitern
Passives Warten auf Portal-Anfragen statt Objekt-Akquise
Warum es passiert: Kaltakquise ist unangenehm. Gründer konzentrieren sich lieber auf die angenehme Arbeit, die Betreuung von Kaufinteressenten, anstatt die unangenehme aber überlebenswichtige Aufgabe der Akquise neuer Verkaufsobjekte anzugehen. Das fühlt sich produktiv an, ist aber die falsche Priorität.
Konsequenz: Die Pipeline trocknet aus. Ohne neue Objekte gibt es keine Verkäufe und kein Einkommen. Man wird zum reinen Besichtigungs-Assistenten für andere Makler, die die Objekte haben. Das ist eine Todesspirale.
Erkennen Sie es: Mehr als 70 Prozent der Arbeitszeit wird mit Kaufinteressenten verbracht. Im Kalender stehen für die nächste Woche keine Termine für Akquise-Aktivitäten. Wenn das auf Sie zutrifft, läuft etwas fundamental falsch.
So retten Sie es: Radikale Umstellung. Blocken Sie 50 Prozent der Arbeitszeit fest für Akquise, sei es Netzwerken, Anrufe oder Farming. Jeder Tag ohne Akquise ist ein verlorener Tag. Das ist keine Übertreibung, sondern Realität.
Falsche Rechtsformwahl: Zu lange im Einzelunternehmen bleiben
Warum es passiert: Man scheut die Kosten und den Aufwand für die Gründung einer UG oder GmbH. Es läuft doch gerade so gut. Man unterschätzt die persönliche Haftung und die steuerlichen Nachteile bei hohem Gewinn.
Konsequenz: Ein einziger Haftungsfall wie ein schwerer Fehler im Exposé kann die private Existenz ruinieren. Ab einem gewissen Gewinn wird die Steuerlast im Einzelunternehmen deutlich höher als in einer GmbH. Das sind vermeidbare Fehler mit gravierenden Folgen.
Erkennen Sie es: Der Jahresgewinn überschreitet nachhaltig 60.000 bis 80.000 Euro. Sie planen, den ersten Mitarbeiter einzustellen. Sie nehmen größere, risikoreichere Objekte wie Mehrfamilienhäuser an.
So retten Sie es: Rechtzeitige Beratung durch einen Steuerberater zur Umwandlung in eine Kapitalgesellschaft. Dies ist möglich, aber mit Kosten und Aufwand verbunden. Je früher, desto besser.
Unprofessionelle Immobilienbewertung
Warum es passiert: Man möchte dem Verkäufer gefallen und nennt einen zu hohen Wunschpreis, um den Auftrag zu bekommen. Oder man nutzt simple Online-Rechner ohne tiefgehende Analyse. Beides ist verführerisch einfach.
Konsequenz: Ein zu hoher Preis führt dazu, dass die Immobilie zum Ladenhüter wird und verbrennt. Nach Monaten muss der Preis drastisch gesenkt werden, was den Verkäufer verärgert und den finalen Verkaufspreis unter den eigentlichen Marktwert drückt. Ihr Ruf leidet massiv.
Erkennen Sie es: Sie können dem Eigentümer Ihre Preiseinschätzung nicht mit harten Fakten wie Bodenrichtwert, Vergleichsobjekten oder Marktanalyse untermauern. Sie geben eine Preiseinschätzung aus dem Bauch heraus ab.
So retten Sie es: Investieren Sie in professionelle Bewertungs-Tools wie Sprengnetter oder VDP und in Weiterbildung. Lernen Sie, dem Kunden auch unangenehme Wahrheiten über den Wert seiner Immobilie zu vermitteln. Das ist echte Professionalität.
Verstoß gegen Compliance-Pflichten
Warum es passiert: Der Fokus liegt auf dem Verkauf. Administrative Pflichten wie das Geldwäschegesetz, die DSGVO oder die Weiterbildungspflicht werden als lästige Bürokratie ignoriert. Das ist menschlich, aber gefährlich.
Konsequenz: Hohe Bußgelder bei Prüfungen. Bei Geldwäschegesetz-Verstößen drohen empfindliche Strafen und Reputationsverlust. Fehlerhafte Widerrufsbelehrungen können zum Verlust des Provisionsanspruchs führen. Das ist kein theoretisches Risiko.
Erkennen Sie es: Sie identifizieren Ihre Kunden nicht konsequent per Ausweis. Sie haben keinen Prozess zur Dokumentation Ihrer Weiterbildungen.
So retten Sie es: Sofort Prozesse implementieren. Makler-Software hilft oft bei der standardisierten Dokumentation zum Beispiel für die Geldwäschegesetz-Prüfung. Fehlende Weiterbildungen schnellstmöglich nachholen.
Zu spätes Einstellen eines Assistenten
Warum es passiert: Geiz im Sinne von ich kann das doch alles selbst machen und die Angst vor Fixkosten und Personalverantwortung. Beides sind nachvollziehbare Ängste, aber falsche Prioritäten.
Konsequenz: Der Gründer ertrinkt in administrativer Arbeit wie Terminkoordination, Unterlagenbeschaffung und Exposé-Erstellung und hat keine Zeit mehr für die wirklich wertschöpfenden Tätigkeiten Akquise und Verhandlung. Das Wachstum stagniert, obwohl Potenzial vorhanden wäre.
Erkennen Sie es: Mehr als 10 bis 15 Stunden pro Woche werden für wiederkehrende administrative Aufgaben aufgewendet. Wichtige Akquise-Anrufe werden verschoben, weil Papierkram dazwischenkommt.
So retten Sie es: Analysieren Sie Ihre Zeitfresser. Stellen Sie eine Teilzeit-Assistenz oder einen virtuellen Assistenten ein, um Aufgaben zu delegieren, die nicht Sie selbst machen müssen. Die Investition zahlt sich durch mehr Zeit für Akquise schnell aus.
Nächster Schritt: Was jetzt wirklich zählt
Wenn Sie bis hierher gelesen haben und nicht abgeschreckt sind, ist das ein gutes Zeichen. Die Herausforderungen in der Immobilienwirtschaft sind real, aber manageable mit der richtigen Vorbereitung. Was wirklich wichtig ist: Ehrliche Selbsteinschätzung, ob Ihr Persönlichkeitsprofil passt. Solides Fachwissen und die rechtlichen Grundlagen. Eine professionelle Software-Basis vom ersten Tag an. Ein Netzwerk, das Sie systematisch aufbauen, nicht dem Zufall überlassen.
Sie brauchen keinen perfekten Plan, aber ein realistisches Bild der ersten zwölf Monate. Sie brauchen keine Garantie auf Erfolg, aber die Bereitschaft, sechs bis neun Monate mit wenig bis gar keinem Einkommen durchzuhalten. Sie brauchen keine übernatürliche Resilienz, aber die Fähigkeit, nach Rückschlägen weiterzumachen.
Professionelle Beratung ist sinnvoll, wenn Sie konkrete Fragen zu Ihrer Situation haben, wenn Sie unsicher sind welche Zertifikate oder welche Rechtsform für Ihren Fall passt oder wenn Sie eine zweite Meinung zu Ihrem Geschäftsmodell brauchen. Keine allgemeinen Motivations-Workshops, sondern spezifische Antworten auf Ihre Fragen.
Nächster Schritt: Kostenfreie Gründungsberatung
Sie haben bis hierher gelesen, das zeigt ernsthaftes Interesse.
Was wir in 30 Minuten klären:
- Ist Immobilienmakler-Gründung realistisch für Ihre Situation?
- Welche Voraussetzungen fehlen Ihnen noch?
- Realistischer Kapitalbedarf und Timeline für Ihren Fall
- Software-Stack Empfehlung
Kostenlos. Unverbindlich. Ehrlich.
Alternative Ressourcen:
- Maklersoftware Übersicht
- Webseite für Immobilienmakler
- KI-Tools für Immobilienmakler
- Dashboard-Lösung
Resources
Nützliche Anlaufstellen für Immobilienmakler-Gründer:
Der Immobilienverband Deutschland IVD bietet Informationen zu rechtlichen Anforderungen, Weiterbildungen und Networking-Möglichkeiten. Die Industrie- und Handelskammern sind zuständig für die Gewerbeerlaubnis nach Paragraph 34c und bieten Erstberatung. Die KfW-Bankengruppe und Länder-Förderprogramme unterstützen Gründer mit Darlehen und Zuschüssen, insbesondere das KfW-Gründercoaching ist empfehlenswert.
Für Weiterbildungen sind die EBZ Europäisches Bildungszentrum der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft und die DIA Deutsche Immobilien-Akademie anerkannte Anbieter. Networking-Plattformen wie lokale IHK-Gründerstammtische oder BNI Business Network International helfen beim Aufbau von Multiplikatoren-Kontakten.
Rechtliche Beratung zu Compliance-Themen wie Geldwäschegesetz und DSGVO bieten spezialisierte Anwaltskanzleien für Immobilienrecht. Investieren Sie früh in professionelle Beratung, bevor Fehler teuer werden.