ARTEMIS setzt auf eine moderne Data-Lake-Struktur, die flexible Ad-hoc-Analysen ohne aufwändige ETL-Prozesse ermöglicht. Controller und Qualitätsmanager können selbstständig neue Auswertungen erstellen, ohne IT-Redesign-Zyklen abwarten zu müssen. Die Big-Data-Fähigkeit erlaubt die Verarbeitung von Millionen Datensätzen.
Einschränkung: Es gibt keine offizielle Dokumentation zur Skalierbarkeit bei Häusern mit über 10.000 Betten. Die praktische Performance in Maximalversorgungs-Umgebungen ist ungeklärt.
Die Software verarbeitet Vitaldaten von medizinischen Geräten in Echtzeit und kombiniert sie mit KI-Algorithmen. Dadurch können kritische Patientenzustände wie Sepsis bis zu 2 Stunden früher erkannt werden. Das System lernt kontinuierlich aus historischen Daten und passt Warnungen an die spezifische Klinik-Situation an.
Einschränkung: Es existieren keine validierten klinischen Studien zu den KI-Algorithmen. Die Qualität der Vorhersagen hängt stark von der Sensor-Qualität und vollständigen Dateneingabe ab.
Die Cloud-native Architektur ermöglicht hohe Verfügbarkeit durch unabhängige Skalierung einzelner Module. Updates und Bugfixes sind ohne Downtime möglich – kritisch für 24/7-Krankenhausbetrieb. Jeder Funktionsbereich läuft als eigenständiger Service, der bei Bedarf horizontal skaliert werden kann.
Einschränkung: Die Architektur erfordert erhebliche Cloud-Infrastruktur-Expertise. On-Premise-Installationen sind deutlich komplexer und teurer. Kleinere Häuser ohne IT-Abteilung sind überfordert.
Complex Event Processing (CEP) passt Abläufe dynamisch an: OP-Pläne reorganisieren sich automatisch bei Notfällen, freigewordene Betten triggern Aufnahme-Prozesse. Die Engine reagiert in Millisekunden auf Systemereignisse und orchestriert nachgelagerte Prozesse ohne manuelle Eingriffe.
Einschränkung: Die Automation ist nur so gut wie die Datenqualität. Bei unvollständigen Stammdaten oder fehlerhaften Schnittstellen-Informationen entstehen Fehlsteuerungen, die manuell korrigiert werden müssen.
Großkrankenhäuser mit über 300 Betten und Maximalversorgung Diese Häuser haben komplexe Bettenauslastungs-Szenarien, mehrere OP-Säle und Intensivstationen mit hoher Datenintensität. Die vorhandene IT-Infrastruktur ist typischerweise cloud-ready, und das bestehende KIS verfügt bereits über API-Schnittstellen. Controller und Qualitätsmanagement sind als eigenständige Abteilungen etabliert, die Self-Service-Analytics aktiv nutzen können. Voraussetzung ist jedoch, dass das KIS HL7- oder FHIR-fähig ist – ohne diese Schnittstellen ist eine Integration nicht möglich.
Spezialkliniken mit datenintensiven Behandlungspfaden Onkologische Zentren, Herzchirurgie-Kliniken und neurologische Zentren generieren enorme Mengen an Diagnostik-Daten aus Labor, Bildgebung und Pathologie. Die zentrale Datenaggregation beschleunigt interdisziplinäre Tumorboards und Konsile erheblich. Forschungskliniken profitieren zusätzlich von der strukturierten Datenablage für wissenschaftliche Publikationen. Für reine Reha-Einrichtungen mit geringem Diagnostik-Aufkommen ist die Software überdimensioniert.
Klinikverbünde und Ketten-Betreiber mit mehreren Standorten Die zentrale Datenbank über alle Standorte hinweg ermöglicht Gruppen-Controlling und standortübergreifendes Benchmarking. Patientendaten sind bei Verlegungen zwischen Häusern sofort verfügbar. Ressourcen wie seltene Fachärzte können effizienter über Telemedizin-Module genutzt werden. Kritisch ist jedoch, dass alle Standorte einer gemeinsamen IT-Governance unterliegen – bei dezentraler IT-Autonomie scheitert die Integration.
Digitale Vorreiter-Krankenhäuser mit Innovations-Budget Häuser, die bereits mit KI, Predictive Analytics oder Telematik-Infrastruktur experimentieren, haben die kulturelle und technische Bereitschaft für ARTEMIS Health Care 4.0. Sie verfügen über dedizierte Budgets für Pilot-Projekte und akzeptieren ein höheres Risiko für Early-Adopter-Technologie. Krankenhäuser mit reiner Kostenminimierungs-Strategie sollten Abstand nehmen – hier fehlt die Risikobereitschaft für unerprobte Systeme.
KIS-Schnittstellen vorhanden? Dies ist ein absolutes Muss-Kriterium. Vor jeder Entscheidung muss geklärt sein: Unterstützt unser bestehendes KIS HL7 oder FHIR? Welche Datenrate kann die Schnittstelle verarbeiten? Ohne funktionierende APIs ist keine Integration möglich.
Cloud oder On-Premise? Datenschutzrechtlich ist zu klären, ob Hosting ausschließlich in Deutschland/Österreich erfolgen darf oder ob EU-Drittstaaten akzeptabel sind. Sind Hybrid-Modelle mit lokaler Datenhaltung und Cloud-Analytics möglich? Dies beeinflusst Kosten und Komplexität erheblich.
Skalierbarkeit für Ihre Bettenzahl? Funktioniert die Lösung mit Ihrer spezifischen Hausgröße? Ist Multi-Tenancy für Verbünde implementiert? Gibt es Performance-Nachweise für vergleichbare Installationen? Diese Fragen müssen vor Vertragsabschluss beantwortet sein.
Nachweisbarer ROI? Gibt es Referenz-Krankenhäuser mit quantifizierten Einsparungen über 10%? Ist das Kostenmodell transparent und nachvollziehbar? Ohne belastbare ROI-Prognosen ist eine Budgetfreigabe schwierig zu rechtfertigen.
ARTEMIS Health Care 4.0 positioniert sich als zentrale Datenplattform, die isolierte Systeme im Krankenhaus verbindet. Statt dass Ärzte zwischen EHR, Laborsystem, Bildgebung und Pflegedokumentation wechseln müssen, aggregiert die Software alle Informationen in einer einheitlichen Oberfläche. Dies beschleunigt klinische Entscheidungen erheblich, da alle relevanten Patientendaten mit einem Klick verfügbar sind. Die Vermeidung von Medienbrüchen reduziert Fehlerquellen und verbessert die Versorgungsqualität.
Ein zentraler Differenzierungsfaktor ist die Integration von IoT-Vitaldaten in Echtzeit. Monitore, Infusomaten und andere medizinische Sensoren streamen kontinuierlich Daten in die Plattform. KI-Algorithmen analysieren diese Ströme und erkennen automatisch Muster, die auf kritische Entwicklungen hinweisen. Beispielsweise kann ein schleichender Anstieg von Entzündungsmarkern in Kombination mit Vitalparameter-Veränderungen auf eine beginnende Sepsis hindeuten – bis zu 2 Stunden bevor klinische Symptome offensichtlich werden. Pflegekräfte erhalten Push-Benachrichtigungen auf mobile Geräte und können präventiv handeln.
Das Bettenmanagement erfolgt in Echtzeit mit 24-Stunden-Vorausplanung. Das System kennt geplante Entlassungen, anstehende Operationen und Neuaufnahmen. Es optimiert die Bettenbelegung automatisch und warnt bei drohender Überlastung. OP-Manager sehen auf einem Dashboard die aktuelle Auslastung aller Säle, geplante Eingriffe und verfügbare Pufferkapazitäten. Bei Notfällen reorganisiert die Software den OP-Plan automatisch und benachrichtigt alle betroffenen Abteilungen. Laut Herstellerangaben lässt sich der administrative Aufwand dadurch um bis zu 15% reduzieren.
Für Controller und Qualitätsmanager bietet die Plattform Self-Service-Analytics. Mit Drag-and-Drop-Oberflächen erstellen sie eigene Dashboards und Reports, ohne IT-Tickets erstellen zu müssen. Eine umfangreiche KPI-Bibliothek liefert Best-Practice-Kennzahlen und ermöglicht Benchmarking mit vergleichbaren Häusern. DRG-Validierung, Compliance-Reporting und Qualitätsindikatoren werden automatisch generiert. Die Verweildauer-Optimierung durch KI-gestützte Patientenpfad-Analyse kann nach Herstellerangaben die durchschnittliche Liegezeit um 0,5 bis 1 Tag verkürzen – bei einem 400-Betten-Haus ein erheblicher Effizienzgewinn.
Artemis Health Inc. wurde in Boston, Massachusetts gegründet und im Jahr 2021 von HealthEquity übernommen. Das Unternehmen verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung in der HIPAA-konformen Verarbeitung von Gesundheitsdaten. Täglich werden Millionen von Datensätzen verarbeitet, was eine solide technologische Basis für Datensicherheit und Skalierbarkeit belegt. Die Übernahme durch HealthEquity, einen etablierten Player im US-Gesundheitsmarkt, sichert langfristige finanzielle Stabilität und Zugang zu zusätzlichen Ressourcen.
Allerdings muss eine kritische Einschränkung deutlich benannt werden: Der bisherige Geschäftsfokus von Artemis Health liegt auf Arbeitgeber-Gesundheits-Benefits und Data Analytics für Versicherungen – nicht auf Krankenhaus-Informationssystemen. Eine umfassende Recherche hat keine verifizierten Krankenhaus-Referenzen für ARTEMIS Health Care 4.0 ergeben. Es ist unklar, ob das Produkt in der beschriebenen Form überhaupt am Markt existiert oder ob es sich um eine geplante Produkterweiterung handelt.
Diese Unsicherheit ist für Krankenhäuser ein erhebliches Beschaffungsrisiko. Ohne nachweisbare Implementierungen fehlen wichtige Informationen: Wie verläuft die Integration mit gängigen KIS-Systemen in der Praxis? Welche ungeplanten Kosten entstehen während der Implementierung? Wie funktioniert der Support bei kritischen Problemen im 24/7-Betrieb? Diese Fragen können nur durch direkte Gespräche mit dem Anbieter oder – besser noch – durch einen Proof-of-Concept mit realen Daten geklärt werden.
Positiv ist die Erfahrung des Unternehmens mit regulierten Gesundheitsdaten und komplexen Datenschutzanforderungen. Die HIPAA-Konformität in den USA ist ein Qualitätssignal. Allerdings muss für europäische Krankenhäuser die GDPR-Konformität explizit vertraglich zugesichert werden. Deutsche Datenschutzauflagen, insbesondere bei der Auftragsverarbeitung und Speicherung personenbezogener Gesundheitsdaten, unterscheiden sich in wichtigen Details vom US-amerikanischen HIPAA-Standard.
ARTEMIS Health Care 4.0 basiert auf einer Cloud-nativen Architektur mit Microservices, die in Kubernetes-Containern laufen. Diese Architektur ermöglicht eine Verfügbarkeit von 99,9% gemäß Standard-SLA. Einzelne Module können unabhängig skaliert werden, ohne das Gesamtsystem zu beeinträchtigen. Updates und Bugfixes werden ohne Downtime eingespielt – ein kritischer Vorteil für den durchgängigen Krankenhausbetrieb. Bei Spitzenlasten, etwa während der Aufnahme-Stoßzeiten am Montag, skaliert das System automatisch zusätzliche Ressourcen.
Das API-First-Design bedeutet, dass alle Funktionen über standardisierte Programmierschnittstellen erreichbar sind. Für die Integration mit bestehenden Krankenhaus-Informationssystemen werden HL7 Version 2, HL7 Version 3 und FHIR unterstützt – zumindest laut Konzept. Die praktische Dokumentation dieser Schnittstellen ist allerdings nicht öffentlich verfügbar. Vor einer Beschaffungsentscheidung muss zwingend mit dem Anbieter geklärt werden, welche konkreten KIS-Systeme bereits angebunden wurden und welche Datenelemente über die Schnittstellen ausgetauscht werden können.
Die Bildgebungsintegration erfolgt über DICOM-Schnittstellen. RIS und PACS-Systeme können angebunden werden, sodass radiologische Befunde und Bilder direkt in der zentralen Patientenakte verfügbar sind. Für Labordaten werden gängige LIS-Schnittstellen unterstützt, wobei die Echtzeit-Übertragung kritischer Werte priorisiert wird. Die IoT-Integration für medizinische Geräte erfolgt über standardisierte Protokolle wie HL7-MDM oder proprietäre APIs der Gerätehersteller – hier ist eine detaillierte Kompatibilitätsprüfung notwendig.
Sicherheitstechnisch setzt die Plattform auf mehrschichtige Absicherung: Daten werden sowohl im Ruhezustand (at-rest) als auch bei der Übertragung (in-transit) mit TLS 1.3 verschlüsselt. Alle Systemzugriffe werden in Audit-Logs dokumentiert. Die HIPAA-Konformität für den US-Markt ist zertifiziert. Für europäische Krankenhäuser ist jedoch zu beachten, dass GDPR-Anforderungen darüber hinausgehen – insbesondere bei Themen wie Recht auf Vergessenwerden, Datenportabilität und Auftragsverarbeitung. Der Serverstandort muss vertraglich festgelegt werden, da viele deutsche Krankenhäuser aus Datenschutzgründen ausschließlich EU-Hosting akzeptieren.
Die Cloud-First-Ausrichtung kann für On-Premise-Szenarien zum Problem werden. Zwar sind theoretisch auch lokale Installationen möglich, die Microservices-Architektur ist jedoch für Cloud-Umgebungen optimiert. On-Premise-Betrieb erfordert erhebliche Infrastruktur-Investitionen in Kubernetes-Cluster, Load Balancer und Storage-Systeme. Die Komplexität steigt deutlich, ebenso die Kosten für Hardware und Betriebspersonal.
Das Preismodell von ARTEMIS Health Care 4.0 ist öffentlich nicht verfügbar – eine erhebliche Herausforderung für die Budgetplanung in Krankenhäusern. Diese Intransparenz ist in der Gesundheits-IT leider nicht unüblich, macht aber eine fundierte Wirtschaftlichkeitsrechnung im Vorfeld unmöglich. Basierend auf vergleichbaren Lösungen am Markt lassen sich jedoch typische Modelle skizzieren, die wahrscheinlich zur Anwendung kommen.
Gängig sind Modelle mit Preis pro Bett und Monat, wobei größere Häuser Mengenrabatte erhalten. Alternativ werden Lizenzen pro aktivem Nutzer (Concurrent User) berechnet – hier zahlen Sie nur für Mitarbeiter, die gleichzeitig im System arbeiten. Ein drittes Modell kombiniert eine einmalige Lizenzgebühr mit jährlichen Wartungskosten von typischerweise 18-22% des Lizenzpreises. Bei Cloud-Betrieb kommen Infrastrukturkosten hinzu, die entweder vom Anbieter pauschal berechnet oder nach tatsächlichem Verbrauch (Pay-per-Use) abgerechnet werden.
Für eine realistische Gesamtkostenrechnung (Total Cost of Ownership) über fünf Jahre müssen weitere Positionen berücksichtigt werden: Die Implementierung dauert erfahrungsgemäß 6-12 Monate und bindet 2-3 IT-Vollzeitkräfte sowie mindestens eine Fachbereichskraft. Externe Berater für Schnittstellen-Implementierung und Change Management verursachen zusätzliche Kosten. Schulungen für 100-500 Mitarbeiter sind erforderlich, je nach Hausgröße. Der laufende Support und Betrieb erfordern dedizierte Personalressourcen.
Als grobe Orientierung: Vergleichbare Analytics- und Workflow-Plattformen für Krankenhäuser kosten je nach Größe und Funktionsumfang zwischen 50.000 und 300.000 Euro jährlich. Ein mittelgroßes Haus mit 400 Betten könnte mit Gesamtkosten von 150.000-200.000 Euro pro Jahr rechnen. Für die Erstimplementierung kommen einmalig 100.000-250.000 Euro hinzu. Die Amortisation durch Effizienzgewinne wird typischerweise nach 2-3 Jahren erwartet, wenn die versprochenen 10-20% Reduktion administrativer Kosten tatsächlich erreicht werden.
Allerdings ist diese Prognose mit großer Unsicherheit behaftet, solange keine verifizierten Krankenhaus-Referenzen vorliegen. Ohne Praxiserfahrung anderer Häuser fehlen verlässliche Benchmarks für versteckte Kosten, Customizing-Aufwände oder Integrationsschwierigkeiten. Empfehlung: Ein Request for Proposal (RFP) mit klarer Aufforderung zur vollständigen Kostenaufschlüsselung ist unerlässlich. Zusätzlich sollten alternative Anbieter mit nachweislichen Krankenhaus-Referenzen zur Preisvergleich herangezogen werden.
Die Migration zu ARTEMIS Health Care 4.0 folgt typischerweise einem vierphasigen Ansatz. Die Analysephase dauert 2-3 Monate und umfasst die Bestandsaufnahme aller Datenquellen, KIS-Schnittstellen und Workflow-Anforderungen. In dieser Phase wird auch die Datenqualität geprüft – ein oft unterschätzter Punkt. Unvollständige Stammdaten oder inkonsistente ICD-Codierungen müssen vor der Migration bereinigt werden, sonst produziert das neue System fehlerhafte Analysen und Workflows.
Die Pilotphase startet mit einem begrenzten Scope: eine Station oder ein OP-Block. Hier werden die Schnittstellen erstmals mit realen Daten getestet, Workflows konfiguriert und erste Nutzer geschult. Diese Phase dauert 2-4 Monate und ist kritisch für die Identifikation von Integrationsproblemen, bevor das System flächendeckend ausgerollt wird. Häufige Stolpersteine sind unerwartete Datenformate aus Legacy-Systemen oder fehlende Schnittstellen-Parameter, die in der Theorie funktionierten, aber in der Praxis Probleme verursachen.
Der flächendeckende Rollout erfolgt in Wellen, typischerweise pro Fachbereich oder Stationsgruppe. Dies verteilt die Change-Management-Last und ermöglicht kontinuierliches Lernen aus jeder Welle. Pro Welle sind 4-8 Wochen einzuplanen, inklusive Schulungen und Stabilisierung. Nach dem Go-Live folgt eine dreimonatige Stabilisierungsphase mit intensivem Support, in der Kinderkrankheiten behoben und Workflows feinjustiert werden. Gesamtdauer für ein mittleres Krankenhaus: 9-15 Monate.
Die Datenmigration ist einer der risikoreichsten Aspekte. Historische Patientendaten der letzten 3-5 Jahre müssen aus dem alten KIS extrahiert, transformiert und in das neue Datenmodell geladen werden (ETL-Prozess). Dabei müssen medizinische Codes, Klassifikationen und Terminologien korrekt gemappt werden. Ein ICD-10-Code im Altsystem muss dem korrekten Äquivalent im Neusystem zugeordnet werden. Bei Fehlern entstehen verfälschte Analysen und Compliance-Probleme. Deshalb sind umfangreiche Data-Quality-Checks mit Stichproben-Validierung durch Fachpersonal erforderlich.
Change Management entscheidet über Erfolg oder Misserfolg mindestens so stark wie die technische Implementierung. Widerstände von Ärzten und Pflegekräften gegen neue Workflows sind normal und müssen aktiv adressiert werden. Bewährt hat sich ein Superuser-Modell: Aus jeder Abteilung werden 1-2 Multiplikatoren intensiv geschult, die dann ihre Kollegen unterstützen. Workshops über 4-6 Wochen, kontinuierliche Feedback-Schleifen und sichtbare Unterstützung durch die Klinikleitung sind essentiell. Die häufigste Ursache gescheiterter IT-Projekte in Krankenhäusern ist nicht mangelnde Technik, sondern unzureichendes Change Management.
Der zentrale Vorteil von ARTEMIS Health Care 4.0 liegt in der Überwindung von Datensilos. Statt dass Ärzte zwischen fünf verschiedenen Systemen wechseln müssen, sind alle relevanten Informationen in einer Oberfläche verfügbar. Dies beschleunigt klinische Entscheidungen erheblich und reduziert Fehlerquellen durch Medienbrüche. Die Zeitersparnis summiert sich: Wenn ein Arzt pro Patient 3 Minuten weniger mit Informationsbeschaffung verbringt und 30 Patienten pro Tag betreut, gewinnt er 90 Minuten für Medizin statt Administration.
Die KI-gestützten Warnsysteme für Hochrisikopatienten ermöglichen präventives statt reaktives Handeln. Wenn eine beginnende Sepsis 2 Stunden früher erkannt wird, kann die Behandlung in einem Stadium beginnen, in dem noch keine Organschäden vorliegen. Dies verbessert nicht nur die Patientensicherheit, sondern verkürzt auch Verweildauer und Intensivbehandlungszeiten. Ähnliche Effekte zeigen sich bei Sturzprävention oder Dekubitus-Prophylaxe.
Das Echtzeit-Bettenmanagement optimiert die Ressourcennutzung. Stationen bleiben seltener unter Kapazität, weil Neuaufnahmen schneller platziert werden. Gleichzeitig verhindert das Frühwarnsystem Überlastungssituationen. Die automatische OP-Planung reduziert Leerlauf und Überstunden gleichermaßen. Laut Herstellerangaben sind Effizienzgewinne von 15% realistisch – bei einem 400-Betten-Haus mit 200 Vollzeitkräften in Administration bedeutet dies 30 FTE-Äquivalente, die für wertschöpfende Tätigkeiten frei werden.
Die Cloud-native Architektur bietet Flexibilität und Skalierbarkeit. Bei steigenden Patientenzahlen oder neuen Standorten skaliert das System mit. Updates erfolgen ohne Downtime. Die API-First-Strategie ermöglicht die Anbindung zukünftiger Systeme ohne Systemkernänderungen.
Den Vorteilen stehen jedoch erhebliche Herausforderungen gegenüber. Die Abhängigkeit von stabilen KIS-Schnittstellen ist kritisch: Wenn das führende KIS ausfällt oder fehlerhafte Daten liefert, ist der gesamte Datenfluss blockiert. ARTEMIS ist kein vollständiges KIS, sondern ein Analytics- und Workflow-Layer – es ersetzt nicht die Kernsysteme, sondern ergänzt sie. Bei Schnittstellen-Problemen entsteht ein Single Point of Failure.
Die KI-Algorithmen bergen Risiken durch Bias. Wenn historische Daten Ungleichbehandlungen enthalten (z.B. systematische Unterversorgung bestimmter Patientengruppen), lernt die KI diese Muster und perpetuiert sie. Die Interpretierbarkeit vieler KI-Modelle ist begrenzt – Ärzte erhalten Risiko-Scores, aber keine nachvollziehbare Begründung. Dies erschwert die klinische Entscheidung und birgt medizinrechtliche Risiken.
Das Echtzeit-Bettenmanagement funktioniert nur bei vollständiger Datenpflege. Wenn Stationen ihre Entlassungen nicht täglich aktualisieren oder geplante OPs nicht zeitnah dokumentieren, produziert das System fehlerhafte Planung. Die versprochenen Effizienzgewinne hängen also stark von Nutzer-Disziplin ab – ein organisatorisches, kein technisches Problem.
Die Cloud-Abhängigkeit wirft Datenschutzfragen auf. Viele deutsche Krankenhäuser lehnen US-amerikanisches Cloud-Hosting kategorisch ab. Selbst bei EU-Hosting bleibt die Abhängigkeit vom Cloud-Provider bestehen. Ausfallereignisse, Preiserhöhungen oder Geschäftsaufgaben des Providers sind Risiken, die vertraglich abgesichert werden müssen.
Der fehlende Nachweis von Krankenhaus-Domänen-Expertise beim Anbieter ist das größte Risiko. Ohne verifizierte Referenzen fehlt der Beweis, dass die Software in realen Krankenhaus-Umgebungen funktioniert. Die Gefahr einer kostspieligen Fehlinvestition ist substanziell.
Ist ARTEMIS Health Care 4.0 ein vollständiges Krankenhaus-Informationssystem? Nein, basierend auf verfügbaren Informationen handelt es sich um einen Analytics-Layer und eine Workflow-Engine, die auf Daten bestehender KIS-Systeme aufsetzt. Es ersetzt nicht die Kernfunktionen eines KIS wie Patientenverwaltung, Abrechnung oder Leistungsdokumentation, sondern aggregiert und analysiert diese Daten. Die Integration mit etablierten KIS-Systemen wie SAP IS-H, Siemens Soarian oder anderen ist erforderlich.
Wie lange dauert eine typische Implementierung? Für ein mittelgroßes Krankenhaus sollten 9-15 Monate eingeplant werden. Die Dauer hängt stark von der Komplexität der bestehenden IT-Landschaft und der Datenqualität ab. Eine Pilotphase von 2-3 Monaten auf einer Station oder in einem Bereich ist dringend zu empfehlen, bevor ein flächendeckender Rollout erfolgt. Großkrankenhäuser mit multiplen Standorten können 18-24 Monate benötigen.
Kann das System auch On-Premise betrieben werden? Die Cloud-First-Architektur deutet auf eine klare Cloud-Präferenz hin. Ob und unter welchen Bedingungen On-Premise-Installationen möglich sind, ist nicht öffentlich dokumentiert. Hybrid-Modelle mit lokaler Datenhaltung und Cloud-Analytics könnten technisch realisierbar sein, sind aber deutlich kostspieliger. Dies muss vor einer Beschaffungsentscheidung direkt mit dem Anbieter geklärt werden, insbesondere wenn Datenschutzanforderungen Cloud-Betrieb ausschließen.
Welche Krankenhaus-Informationssysteme werden unterstützt? Eine offizielle Kompatibilitätsliste ist nicht verfügbar. Dies ist eine kritische Informationslücke. Vor einem Request for Proposal sollte direkt beim Anbieter angefragt werden: Wurden bereits Schnittstellen zu unserem spezifischen KIS implementiert? Welche Datenelemente können über HL7 oder FHIR ausgetauscht werden? Gibt es Referenzinstallationen mit vergleichbarer IT-Landschaft?
Mit welchen Kosten muss gerechnet werden? Mangels öffentlicher Preisliste lassen sich nur Richtwerte basierend auf vergleichbaren Lösungen nennen: 50.000-300.000 Euro jährlich, abhängig von Hausgröße und Funktionsumfang. Für ein 400-Betten-Haus wären 150.000-200.000 Euro pro Jahr plus einmalige Implementierungskosten von 100.000-250.000 Euro eine realistische Größenordnung. Ein Request for Proposal mit detaillierter Kostenaufschlüsselung ist zwingend erforderlich für eine belastbare Budgetplanung.
Gibt es Krankenhaus-Referenzkunden? Nach umfassender Recherche konnten keine verifizierten Krankenhaus-Referenzen für ARTEMIS Health Care 4.0 identifiziert werden. Der Anbieter Artemis Health konzentrierte sich bisher auf Arbeitgeber-Benefit-Analytics, nicht auf Krankenhaus-IT. Dies ist ein erhebliches Beschaffungsrisiko. Empfehlung: Direkt beim Anbieter Referenzen anfragen und Kontakt zu diesen Kunden aufnehmen. Alternativ sollte ein Proof-of-Concept mit realen Daten aus Ihrem Haus vereinbart werden, bevor eine Kaufentscheidung getroffen wird.
Ist das System DSGVO-konform für den europäischen Markt? Die HIPAA-Konformität für den US-Markt ist nachgewiesen, aber HIPAA und DSGVO unterscheiden sich in wichtigen Details. Für europäische Krankenhäuser müssen zusätzliche Anforderungen wie Recht auf Vergessenwerden, Datenportabilität und strikte Regelungen zur Auftragsverarbeitung erfüllt sein. Der Serverstandort muss vertraglich festgelegt werden. Eine externe Datenschutz-Prüfung vor Vertragsabschluss ist dringend anzuraten, idealerweise durch den behördlichen Datenschutzbeauftragten.
Was passiert bei einem Wechsel zu einem anderen System? Exit-Szenarien sollten bereits im Erstvertrag detailliert geregelt sein. Kritische Punkte: In welchem Format werden Daten exportiert? Wie lange bleibt Zugriff auf historische Daten nach Vertragsende? Welche Kündigungsfristen gelten? Gibt es Unterstützung bei der Migration zu einem Nachfolgesystem? Ohne klare Exit-Strategie entsteht eine langfristige Abhängigkeit vom Anbieter (Vendor Lock-in), die Ihre Verhandlungsposition schwächt.
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