Einleitung
Die Telematikinfrastruktur (kurz TI) umfasst die Plattform für eine digitale Kommunikation und Vernetzung aller Ärzte, Therapeuten, Krankenhäuser, Apotheken sowie Krankenkassen und MVZ in Deutschland. Seit 2019 sind Ärzte und Gesetzgeber zum Versichertenstammdaten-Management (VSDM) verpflichtet, denn ohne VSDM können Honorarabzüge von 2,5% als Konsequenz folgen. Zur Umsetzung der VSDM müssen TI-kompatible Komponenten bestellt und angeschlossen werden. Die Telematikinfrastruktur ermöglicht den Mitarbeitern der Gesundheitseinrichtungen eine erleichterte Kommunikation und einen vereinfachten Austausch der Dokumente und Gesundheitsdaten. Dadurch wird Zeit erspart und die Papierflut minimiert. Dieser Blog erklärt nicht nur die Funktionen der TI, sondern zeigt auch Vorteile dieser auf. Zu weiteren Themen lesen Sie gern auch unsere Branchenübersicht zu Praxissoftware und Psychologiesoftware für Psychotherapie mit großem Anbietervergleich. Bei Fragen zu Soft- und Hardware sind wir gern Ihr unverbindlicher Berater, kontaktieren Sie uns einfach kostenfrei.
Telematikinfrastruktur (TI): Datenautobahn für das Gesundheitswesen
Per Mausklick aktuelle Patientendaten abrufen, das können nicht nur Arztpraxen dank der Telematikinfrastruktur, sondern auch Krankenhäuser. Wichtige Infos rund um regelmäßige Medikation, Impfungen, Notfalldaten und Vorerkrankungen sind blitzschnell für alle beteiligten Akteure im Gesundheitswesen sichtbar. Nicht nur Ärzte und medizinische Fachangestellte profitieren von der Digitalisierung im Gesundheitswesen, sondern auch Versicherte selbst müssen nun bspw. nicht mehr Ihre Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) an den Arbeitgeber übermitteln, dies erfolgt seit 1. Januar 2023 mittlerweile auch elektronisch. Der Arbeitgeber fragt diese elektronisch bei der Krankenkasse an.
Realisiert wird dieser Prozess in Deutschland durch die gematik GmbH. Diese ist für Aufbau, Betrieb und die Weiterentwicklung der TI verantwortlich. In Zukunft wird die Infrastruktur weiter ausgebaut, modernisiert und E-Health das Gesundheitswesen der Zukunft. Millionen Versicherte profitieren durch die digitalen Anwendungen der TI von einer verbesserten medizinischen Versorgung. Ziel und Aufgabe der gematik ist es, diese Infrastruktur auszubauen, zu modernisieren und so fit für das digitale Gesundheitswesen der Zukunft zu machen. Dabei werden selbstverständlich hohe Sicherheitsstandards und die Datenschutznormen wie bspw. die DSGVO zum Datenschutz und Verschlüsselung der Patientendaten erfüllt. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) ist für die Sicherheitszertifizierung von Bestandteilen und Produkten in der Telematikinfrastruktur zuständig. Es bestehen sehr strenge Sicherheitskonzepte im Umgang mit persönlichen Patientendaten, z. B. um eine Manipulation durch Unbefugte zu vermeiden. Würde bspw. von einem lebensnotwendigem Medikament die Dos verringert oder erhöht eingetragen werde, könnte die unter Umständen schwerwiegende gesundheitliche Folgen für den Behandelten nach sich ziehen.
Telematikinfrastruktur ermöglicht ePA, eGK, eAU und eRezept
Die Telematikinfrastruktur ist die Plattform für Gesundheitsanwendungen im deutschen Bundesgebiet. Sie trägt erheblich dazu bei, die medizinische Versorgung von Patienten zu verbessern und die Kommunikation zwischen Ärzten, Apotheken, Krankenhäusern und Therapeuten zu erleichtern. Die Telematik umfasst die elektronische Patientenakte (ePA), das elektronische Rezept (eRezept), die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU), die elektronische Gesundheitskarte (eGK), den elektronischen Medikationsplan sowie Notfalldaten.
Informationen werden schnell übermittelt und die TI mehr und mehr ausgebaut. So wurde ein TI-Messenger entwickelt, der flächendeckend zum Einsatz kommen soll und die Kommunikation im Gesundheitswesen erleichtern soll. Dabei handelt es sich um ein sicheres Übermittlungsverfahren gem. § 311 Abs. 6 SGB V. Der Vorteil von digitaler Datenübertragung ist, dass diese Daten nahezu jederzeit zur Verfügung stehen, ausgenommen sind Systemausfälle. Wir erläutern im Weiteren die wichtigsten Bestandteile der Telematik.
ePA
Die elektronische Patientenakte, kurz ePA, ermöglicht den Patienten nicht nur einen schnellen Überblick über Ihre Daten, sondern ist ein weiterer wichtiger Bestandteil der Kommunikationsinfrastruktur zwischen dem Patient und Krankenkassen, Ärzten und Kliniken. Seit dem 1. Januar 2021 ist es für alle gesetzlich Versicherten in Deutschland möglich, die ePA von der Krankenkasse zu erhalten. Darin befinden sich medizinische Befunde, Behandlungsinformationen, welche in der Praxis oder in der Klinik zusammengetragen wurden und Arztbriefe. Mittels App, welche zum Download bereitgestellt wird, kann der Patient seine ePA einsehen und selbstständig Dokumente wie Befunde und Arztbriefe via Smartphone oder Tablet scannen oder fotografieren und hochladen. Die Server stehen in Deutschland.
Sinn der Sache ist, einen hohen Grad an Informationsgehalt und Transparenz zur Krankengeschichte des Patienten an die jeweilige Ärzte oder Kliniken zu übermitteln. Es findet nicht nur ein weitreichender Informationsaustausch statt, sondern es wird auch Zeit gespart, da jederzeit auf die ePA vom Patient oder befugten Ärzten oder Klinikpersonal darauf zugegriffen werden kann, wenn nötig. Lange Postwege oder ein dicker Papierstapel werden vermieden. Auch unnötige Mehrfachuntersuchungen werden umgangen, da jeder Arzt jeden Befund einsehen kann, den er über den Patient zur weiteren Behandlung und Medikation benötigt.
Ob ein Patient die ePA nutzen möchte, liegt an ihm. Der Patient entscheidet es selbst. Ärzte, Apotheker und Zahnärzte können nicht automatisch auf die ePA zugreifen, dies erfordert eine entsprechende Freigabe durch den Patienten. Verschlüsselt und gesichert ist die ePA mit einer PIN, außerdem muss die eGK eingelesen werden. Der technische Zugriff der Ärzte und Apotheker auf die ePA erfolgt über eine Schnittstelle im System.
Auch zahlreiche andere europäische Länder nutzen eine elektronische Patientenakte. Weit vorangeschritten sind vor allem die skandinavischen Länder bei der Umsetzung von E-Health. In Dänemark ist die ePA bereits seit 10 Jahren im Einsatz.
eGK
Die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) startete 2015 . Die Patienten zeigen seitdem beim Arzt als Versicherungsnachweis das kleine Kärtchen vor, welches neben einem Passbild auch Daten wie den Namen und Geburtsdatum sowie Versichertennummer enthält. Das Passbild verhindert Missbrauch. Die Grunddaten der Gesundheitskarte sind auf den ersten Blick sichtbar. Doch in dem auslesbaren Chip, der sich auf der Karte befindet, sind weitere wichtige Versichertenstammdaten gespeichert. Dazu zählt die Adresse, die Krankenkasse, der Versichertenstatus, das Geschlecht und die Telefonnummer. Beim ersten Arztbesuch im Quartal ermöglicht der Versichertenstammdatendienst den Abgleich der gespeicherten Daten mit der Krankenkasse und wenn nötig, kann eine Änderung vorgenommen werden. Wenn ein Versicherter es wünscht, werden Notfalldaten, ein Medikationsplan oder der Hinterlegungsort für den Organspendeausweis auf der Gesundheitskarte gespeichert.
eAU
Die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) hat den bisherigen Prozess der Ausstellung einer AU abgelöst. Dies erfolgte in zwei Schritten. Seit dem 1. Oktober 2021 wird die AU auf elektronischem Weg von der Arztpraxis direkt an die entsprechende Krankenversicherung übermittelt. So muss der Patient seitdem diese nicht mehr schriftlich an die Krankenkasse senden, denn der Ausdruck für die Krankenkasse entfällt. Seit dem 1. Januar 2023 wird auch die AU für den Arbeitgeber durch diesen bei der Krankenkasse abgefragt. Der Versicherte erhält jedoch nach wie vor einen Ausdruck der AU für seine Unterlagen. Das eAU-Verfahren umfasst auch AU, die im Rahmen der Entlassung durch Ärzte auf Stationen im Krankenhaus durchgeführt werden.
Die technische Realisierung der eAU erfordert den Anschluss der Praxis oder Klinik an einen KIM-Dienst. Außerdem wird ein Modul für das Praxisverwaltungs- bzw. Krankenhaus-Informationssystem benötigt. Dies ermöglicht die Signierung, Versendung und den Ausdruck der eAU.
eRezept
Die sichere Telematikinfrastrukur im Gesundheitswesen ermöglicht Apotheken seit 1. September 2022 deutschlandweit E-Rezepte einzulösen und die Abrechnung mit der Krankenkasse durchzuführen. Die gematik ist dafür verantwortlich. Der Patient benötigt eine E-Rezept App, welche auf der gematik Website heruntergeladen werden kann. Auch ohne App kann das E-Rezept verwendet werden, die Anleitung dazu ist ebenfalls auf der Webseite der gematik ersichtlich. (Zahn-)Arztpraxen, die noch nicht den elektronischen E-Rezept ausstellen können, verwenden ersatzweise das Papierrezept. Das E-Rezept kann in jeder beliebigen Apotheke eingelöst werden und auch beim Einkauf in der Online-Apotheke ist es einlösbar.
Zahlreiche Vorteile bringt das E-Rezept mit sich: es spart Zeit und Wege und ist bspw. wenn der Patient seinen Arzt per Videosprechstunde konsultiert, unverzichtbar. Es ist zudem fälschungssicher und steigert die Sicherheit, da Wechselwirkungen unterschiedlicher Medikamente in Kombination schneller erkannt werden.
Das E-Rezept bietet den Nutzern darüber hinaus auch weitere Annehmlichkeiten wie etwa die Medikationserinnerung und enthält den individuellen Medikationsplan. Zukünftig sollen nicht nur verschreibungspflichtige Medikamente durch das E-Rezept einlösbar sein, sondern auch Heil- und Hilfsmittel. Auch die häusliche Krankenpflege wird nach und nach elektronisch verordnet. Die Fristen für die Etablierung weiterer ärztlicher und psychotherapeutischer Verordnungen sind von Gesetzgeber festgelegt worden.
Die Telematikinfrastruktur - Finanzierung
Die Ausstattung mit Soft- und Hardware für die Umsetzung der Telematik zieht einige Kosten nach sich. Doch Ärzte und Psychotherapeuten müssen diese nicht allein stemmen. Denn die Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Erstausstattung und den laufenden Betrieb. Beschafft werden müssen bspw. mobile Kartenterminals, ein Konnektor inkl. Funktion für qualifizierte elektronische Signatur, ein elektronischer Heilberufsausweis für Psychotherapeuten etc. Hinzu kommen Kosten für Wartung und Updates, welche durchgeführt werden müssen.
Hier eine kleine Übersicht: Die Krankenkassen stellen einer Praxis mit bis zu 3 Ärzten 1.661,50 Euro für den Konnektor bereit, 900 Euro gibt es für die Anschlussgebühr des VPN-Zugangsdienstes und 248 Euro je Quartal für die Wartung der Komponenten und Updates. Für die Einrichtung des KIM-Dienstes, welcher zur Übertragung des eArztbriefs notwendig ist, bekommt die Praxis 200 Euro. Die Praxis hat gegenüber der Krankenkasse die Verpflichtung, nachzuweisen, dass die Komponenten beschafft wurden und ordnungsgemäß installiert wurden, so dass diese auch verwendet werden können im Praxisalltag. Ab Juli 2023 soll die Finanzierung der Telematik mit monatlichen Pauschalen gedeckt werden, Grundlage hierfür ist das Krankenhauspflegeentlastungsgesetz (KHPflEG). Die genaue Höhe und Ausgestaltung werde vom KBV und GKV-Spitzenverband ausgehandelt.
Bei Apotheken werden 3.032 Euro für die Anschaffung eines E-Health-Konnektors, zweier Kartenterminals (inkl. Installation der Hard- und Software), sowie Schulungen bereitgestellt. Bis zu vier Lesegeräte je Apotheke werden finanziert.
Informationen zum Konnektortausch
Zur Anbindung an die TI wird ein sogenannter TI-Konnektor in der Praxis, Klinik etc. benötigt. Er ist mit den Kartenterminals der Praxis und Praxisverwaltungssystem (PVS) von (Zahn-)Ärzten und Kliniken verbunden. Konnektoren benötigen zum Einsatz ein Echtheits-Zertifikat, welches aus Sicherheitsgründen eine Laufzeit von 5 Jahren hat. Sind diese abgelaufen, ist der Konnektor nicht mehr einsatzbereit und die Anbindung an die TI nicht mehr gegeben. Aufgrund dessen hat die gematik einen Konnektortausch beschlossen. Ein Austausch der Hardware ist aktuell die sicherste und wirtschaftlichste Maßnahme, wenn das Zertifikat ausgelaufen ist.
Da sich die Finanzierung der TI ab Juli 2023 ändert, werden für auslaufende Zertifikate ab August 2023 bspw. eine Zertifikatsverlängerung durch ein Update der Konnektor-Software oder eine Nutzung von Konnektoren, welche durch Rechenzentren betrieben werden, notwendig. Dafür werden neue Hochleistungs-Konnektoren entwickelt. Da dies jedoch sehr aufwendig ist, plant die gematik mit der ,,TI 2.0'' eine konnektorfreie Anbindung an die Telematikinfrastruktur. Dies wird jedoch noch einige Zeit dauern und erfordert neue Lösungen und Konzepte, da auch immer der Aspekt der Datensicherheit und Schutz der Patientendaten beachtet werden muss.
Vorteile E-Health
Durch den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien sowie Ausbau dieser, erfolgt ein rascher und sicherer Austausch von Gesundheitsdaten- und Informationen. Die Vernetzung der Akteure im Gesundheitswesen wird vorangebracht. Grundlage sind das E-Health-Gesetz sowie das Digitale Versorgung-Gesetz (DVG). eAU, eRezept, ePA und eGK sind Bestandteile der E-Health. Diese wird in Zukunft immer weiter ausgebaut. Es ergeben sich durch die Einführung der ePA, eAU, Notfalldaten-Management sowie Gesundheits-Apps etc. zahlreiche Vorteile für den Patienten, Ärzte und Apotheker:
Zeitersparnis durch optimierte Prozesse
erhöhte Wirtschaftlichkeit
Steigerung der Versorgung (z. B. im ländlichen Bereich mittels Videosprechstunde)
schnellere Diagnosen
Vermeidung von Mehrfachbehandlung
Verbesserung der Eigenverantwortung der Patienten
Fazit & Ausblick
Die Telematikanwendungen in Form von eRezept, eAU, eGK und ePA erleichtern die Kommunikation der Akteure im Gesundheitswesen und unterstützen Ärzte, schneller Diagnosen zu stellen. Mehrfachuntersuchungen werden vermieden und eine unnötige Papierflut erspart. Die Telematik befindet sich jedoch in Deutschland noch im Ausbau und es stehen nach wie vor Änderungen und Verbesserungen an. So werden ab dem 1. April 2024 digitale Gesundheitsanwendungen von Ärzten und Therapeuten komplett digital über die TI verordnet. Basis dafür ist das Krankenhauspflegeentlastungsgesetz- KHPflEG. Auch der Konnektortausch muss abschließend realisiert werden und eine konnektorlose Anbindung durchgeführt werden. Bis zum Feinschliff wird noch einige Zeit vergehen.
Wichtig ist, dass die deutsche Bevölkerung offen gegenüber der neuen Technik eingestellt ist, denn es herrscht unter einigen Patienten Skepsis gegenüber der Digitalisierung im Gesundheitswesen. Vor allem für ältere Menschen könnte E-Health auch ein Herausforderung darstellen, wenn diese bspw. die Nutzung eines Smartphones als unnötig empfinden. Dabei könnte anhand der Speicherung von Notfalldaten und dem Medikationsplan zu gegebenen Anlass direkt die notwendige Information abgerufen werden. Seit 2023 ist auch ein ID-Notfall-Armband verfügbar, welches in einem Notfall den Rettungskräften wichtige Hinweise zu Vorerkrankungen, Medikation und persönliche Daten zum Patient mittels QR-Code liefert. So erhält dieser schnell die nötige Hilfe. Weiterhin wird KI eine größere Rolle in der E-Health spielen, sie kann das Gesundheitswesen in digitaler Form unterstützen und Fachkräfte entlasten. Das sind bspw. intelligente Rollatoren in der Reha, Vorhersagen zur Kompatibilität transplantierter Organe oder auch KI-Anwendungen in der Radiologie.
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