Die Planung von Rohrleitungssystemen erfordert präzise Werkzeuge und durchdachte Lösungen. Moderne Software unterstützt Ingenieure und Planer dabei, komplexe Leitungssysteme für Heizung, Sanitär, Klima und Industrieanlagen effizient zu projektieren. Dabei geht es um mehr als nur das Zeichnen von Linien – von der 3D-Modellierung über automatische Kollisionsprüfung bis zur Materialauszug und Fertigungsdokumentation.
Der Markt bietet verschiedene Ansätze: Spezialisierte CAD-Erweiterungen für Rohrleitungsbau, integrierte BIM-Lösungen für die Gebäudetechnik oder modulare Systeme für die Prozessindustrie. Die Wahl hängt von Projektgröße, Branche und vorhandener IT-Infrastruktur ab. Kleine Planungsbüros haben andere Anforderungen als Großanlagenbauer oder TGA-Spezialisten.
Dieser Artikel beleuchtet die wesentlichen Aspekte moderner Rohrleitungsplanungssoftware – von grundlegenden Funktionen über Anbieterprofile bis zu Kosten und Implementierung. Praxisnahe Informationen helfen bei der Entscheidungsfindung, ohne Marketingversprechen oder technischen Ballast.
Intelligente Rohrleitungsverlegung: Automatische Führung von Rohren entlang definierter Wege mit Berücksichtigung von Mindestabständen und Verlegungsregeln.
Parametrische Bauteile: Rohre, Fittings, Armaturen und Halterungen mit hinterlegten Spezifikationen und technischen Daten aus Herstellerkatalogen.
Isometrische Darstellung: Automatische Generierung von Isometrien aus 3D-Modellen für die Fertigung und Montage.
Gefälleplanung: Berechnung und Darstellung von Rohrgefällen für Entwässerungssysteme mit automatischer Kontrolle.
Kollisionserkennung: Automatische Identifikation von Überschneidungen zwischen Rohrleitungen, Bauteilen und Gebäudestruktur.
Druckverlustberechnung: Hydraulische Berechnungen für Leitungssysteme mit Ausgabe von Druckverlusten und Strömungsgeschwindigkeiten.
Dimensionierung: Automatische Rohrquerschnittsbestimmung basierend auf Durchflussmengen, Drücken und normativen Vorgaben.
Materialauszug: Automatische Stücklisten mit Rohrlängen, Fittings, Armaturen und Befestigungsmaterial inklusive Gewichten.
Schweißplan: Dokumentation aller Schweißverbindungen mit fortlaufender Nummerierung für Qualitätssicherung.
Leitungsverzeichnis: Tabellarische Übersicht aller Leitungen mit technischen Kennwerten, Medien und Betriebsbedingungen.
Montagepläne: Werkstattfertige Zeichnungen mit Maßangaben, Stücklisten und Montagehinweisen.
BIM-Koordination: Import und Export von IFC-Modellen für interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Architektur, Statik und TGA.
CAD-Schnittstellen: Anbindung an gängige CAD-Systeme wie AutoCAD, Revit, MicroStation oder SolidWorks.
ERP-Kopplung: Übergabe von Stücklisten an Warenwirtschafts- und Kalkulationssysteme für Beschaffung und Angebotserstellung.
Die Software-Landschaft teilt sich in unterschiedliche Spezialisierungen auf. TGA-Lösungen fokussieren auf Gebäudetechnik mit Heizung, Sanitär, Lüftung und konzentrieren sich auf Normen wie DIN 1988 oder EN 12831. Anlagenbau-Software richtet sich an Petrochemie, Kraftwerksbau und Prozessindustrie mit Funktionen für Rohrleitungsklassen, Spezifikationsmanagement und umfangreicher Dokumentation nach ASME oder DIN 28001. Schiffbau- und Offshore-Systeme berücksichtigen begrenzte Räume, Gewichtsoptimierung und maritime Normen. Die Wahl sollte zur Branche passen, da eine Anpassung oft aufwändig ist.
Moderne Lösungen unterscheiden sich erheblich in ihrer BIM-Fähigkeit. Einfache Systeme bieten 3D-Geometrie mit IFC-Export, fortgeschrittene Plattformen ermöglichen echte Mehrbenutzerfähigkeit mit Konfliktmanagement und Änderungsverfolgung. Cloud-basierte Systeme erlauben ortsunabhängige Zusammenarbeit mit Echtzeit-Synchronisation. Die Implementierung echter BIM-Prozesse erfordert jedoch mehr als Software – klare Rollen, Datenstrukturen und Kommunikationswege sind entscheidend. Kleinere Projekte profitieren oft nicht von komplexen BIM-Umgebungen.
Software unterscheidet sich im Grad der Automatisierung. Stark regelbasierte Systeme beschleunigen Standardaufgaben durch automatische Verlegung, Dimensionierung und Prüfung, können aber bei Sonderlösungen an Grenzen stoßen. Flexible Systeme bieten mehr Gestaltungsfreiheit, erfordern aber mehr manuelle Eingaben. Die richtige Balance hängt vom Projekttyp ab: Serielle Wohnungsbauprojekte profitieren von Automatisierung, während Sonderanlagen oft individuelle Lösungen benötigen.
Die Einarbeitungszeit variiert erheblich. Einfache CAD-Erweiterungen sind nach wenigen Tagen produktiv nutzbar, komplexe Anlagenbau-Systeme erfordern mehrwöchige Schulungen und Monate Praxiserfahrung. Intuitive Benutzeroberflächen reduzieren Fehler, setzen aber oft Standardisierung voraus. Hochspezialisierte Werkzeuge bieten mehr Möglichkeiten, verlangen aber tiefes Systemverständnis. Für kleinere Teams kann eine überdimensionierte Lösung kontraproduktiv sein.
TGA-Planungsbüros mit Gebäudetechnik-Fokus profitieren von integrierten Lösungen wie AutoCAD MEP, Revit MEP oder SOLAR-COMPUTER. Diese Systeme decken Heizung, Sanitär, Lüftung und Elektro in einer Umgebung ab und bieten normgerechte Berechnungen nach DIN/EN. Die Integration aller Gewerke vereinfacht Koordination und Kollisionsprüfung. Voraussetzung ist die Bereitschaft, in BIM-Prozesse zu investieren.