Die Digitalisierung verändert den Praxisalltag in orthopädischen Einrichtungen grundlegend. Moderne Praxissoftware koordiniert Patientenverwaltung, Terminplanung, Abrechnung und Dokumentation in einem System. Für Entscheider in Orthopädiepraxen stellt sich die Frage: Welche Funktionen sind unverzichtbar und welche Lösung passt zum eigenen Bedarf?
Die Auswahl der richtigen Software beeinflusst nicht nur die Effizienz der Praxis, sondern auch die Qualität der Patientenversorgung. Eine durchdachte Lösung entlastet das Team von Routineaufgaben und schafft mehr Zeit für die eigentliche medizinische Arbeit. Gleichzeitig müssen rechtliche Anforderungen wie die DSGVO und die Technische Anlage zur Anlage 31b-BMV erfüllt werden.
In diesem Leitfaden erfahren Sie, welche Kernfunktionen eine Orthopädie-Software bieten sollte, welche technischen Anforderungen relevant sind und worauf Sie bei der Auswahl achten müssen.
Elektronische Patientenakte (ePA): Zentrale Speicherung aller medizinischen Daten mit strukturiertem Zugriff für alle Behandler.
Anamnese-Tools: Digitale Erfassung von Vorerkrankungen, Symptomen und Behandlungshistorie mit Vorlagen für typische Krankheitsbilder.
Bildverwaltung: Integration von Röntgenbildern, MRT-Aufnahmen und CT-Scans direkt in die Patientenakte mit DICOM-Schnittstelle.
Befunddokumentation: Strukturierte Eingabe orthopädischer Befunde mit standardisierten Formularen und Freitextfeldern.
Intelligente Terminplanung: Automatische Terminerinnerung per SMS oder E-Mail reduziert No-Shows um bis zu 30 Prozent.
Ressourcenverwaltung: Koordination von Behandlungsräumen, medizinischen Geräten und Personalkapazitäten in Echtzeit.
Recall-System: Automatische Erinnerung an Kontrolltermine und Nachuntersuchungen nach definierten Zeiträumen.
GOÄ/EBM-Abrechnung: Vollautomatische Gebührenberechnung nach aktuellen Ziffernkatalogen mit Plausibilitätsprüfung.
Privatrechnungen: Erstellung rechtssicherer Rechnungen mit allen erforderlichen Angaben nach GOÄ-Vorgaben.
Kassenabrechnung: KV-konforme Quartalsabrechnung mit elektronischer Datenübermittlung und Fehlerprüfung.
Honorarauswertung: Detaillierte Analysen zu Umsätzen pro Leistung, Behandler oder Quartal für betriebswirtschaftliche Entscheidungen.
KIM-Integration: Sichere Kommunikation mit Kollegen, Krankenhäusern und Kostenträgern über die Telematikinfrastruktur.
Labor-Anbindung: Elektronischer Versand von Laboraufträgen und automatischer Import von Befunden.
Überweisungsmanagement: Digitale Erstellung und Verwaltung von Überweisungen mit Status-Tracking.
Hochspezialisierte Systeme bieten vorgefertigte Dokumentationsvorlagen für häufige orthopädische Krankheitsbilder wie Koxarthrose, Gonarthrose oder Bandscheibenvorfälle. Diese Templates enthalten bereits die relevanten Untersuchungsparameter und Scores wie den Harris Hip Score oder WOMAC-Index. Das spart Zeit bei der Dokumentation und gewährleistet eine strukturierte, vergleichbare Datenerfassung. Allerdings erfordert die Implementierung solcher Vorlagen anfänglich eine intensive Einarbeitung und Anpassung an die individuellen Arbeitsabläufe der Praxis.
Die nahtlose Einbindung von Bildgebung unterscheidet professionelle Orthopädie-Software von allgemeinen Praxislösungen. Über DICOM-Schnittstellen werden Röntgenbilder, MRT- und CT-Aufnahmen direkt in die Patientenakte importiert und können mit Messwerkzeugen analysiert werden. Viele Systeme ermöglichen auch die Verlaufsdokumentation mit Bildvergleichen. Die technische Herausforderung besteht in der großen Datenmenge – hochauflösende Bilder benötigen erheblichen Speicherplatz und performante Serverstrukturen.
Für orthopädisch-chirurgische Praxen mit angeschlossener Belegabteilung bieten einige Systeme spezielle OP-Module. Diese unterstützen bei der Operationsplanung, Materialbestellung und postoperativen Dokumentation. Funktionen wie die Verwaltung von Implantaten mit Chargen-Tracking erfüllen medizinprodukterechtliche Anforderungen. Der Nachteil: Diese Zusatzmodule erhöhen die Lizenzkosten deutlich und werden nicht von allen Anbietern angeboten.
Orthopädische Praxen verordnen häufig Physiotherapie, Ergotherapie oder Rehasport. Spezialisierte Software enthält daher erweiterte Rezeptverwaltungsfunktionen mit Genehmigungsverfolgung und automatischer Budgetkontrolle. Die Systeme warnen, wenn Verordnungsbudgets erreicht werden, und dokumentieren Wirtschaftlichkeitsprüfungen. Dies ist besonders bei gesetzlich versicherten Patienten relevant, erfordert aber regelmäßige Updates bei Änderungen der Heilmittel-Richtlinien.
Einzelpraxen mit überwiegend konservativer Orthopädie profitieren von schlanken Cloud-Lösungen mit Standard-Funktionsumfang. Der Fokus liegt auf effizienter Terminplanung, einfacher Befunddokumentation und automatisierter Abrechnung. Komplexe OP-Module oder erweiterte Bildbearbeitungsfunktionen sind meist nicht erforderlich, wodurch Lizenzkosten gespart werden können.
Gemeinschaftspraxen und MVZ mit mehreren Orthopäden benötigen mehrbenutzerfähige Systeme mit differenzierten Zugriffsrechten. Die Software muss paralleles Arbeiten ohne Performanceverlust ermöglichen und sollte Auswertungen pro Behandler liefern. Besonders wichtig sind hier Funktionen zur internen Kommunikation und Aufgabenverteilung im Team.
Orthopädisch-chirurgische Praxen mit OP-Tätigkeit brauchen erweiterte Funktionen für Operationsplanung, Implantat