Die Wahl der richtigen Praxissoftware ist für orthopädische Praxen eine strategische Entscheidung mit langfristigen Auswirkungen. Moderne Orthopädie-Software muss weit mehr leisten als reine Patientenverwaltung: Sie soll Dokumentation vereinfachen, Abrechnungsprozesse beschleunigen und die Zusammenarbeit mit Physiotherapeuten, Sanitätshäusern und Krankenhäusern erleichtern. Gleichzeitig unterscheiden sich die Anforderungen je nach Praxisgröße, Spezialisierung und technischer Infrastruktur erheblich.
Dieser Artikel bietet Entscheidern, IT-Verantwortlichen und Anwendern in orthopädischen Praxen eine sachliche Orientierung. Sie erfahren, welche Funktionen unverzichtbar sind, welche Besonderheiten verschiedene Lösungen auszeichnen und worauf Sie bei der Auswahl achten sollten.
Orthopädische Praxen benötigen spezialisierte Funktionen, die über Standard-Praxisverwaltung hinausgehen. Die wichtigsten Module lassen sich in fünf Arbeitsbereiche gliedern:
Patientenverwaltung & Dokumentation
Terminplanung & Praxisorganisation
Abrechnung & Finanzen
Orthopädie-spezifische Module
Kommunikation & Vernetzung
Die Funktionstiefe variiert je nach Anbieter erheblich. Während manche Lösungen alle Bereiche abdecken, spezialisieren sich andere auf Kernfunktionen und setzen auf Drittanbieter-Integrationen.
Orthopädische Software bietet meist vorstrukturierte Dokumentationsmasken für typische Krankheitsbilder wie Gonarthrose, Bandscheibenvorfälle oder Rotatorenmanschettenrupturen. Diese Templates beschleunigen die Befundung erheblich und gewährleisten gleichzeitig medizinisch-rechtliche Vollständigkeit. Allerdings erfordert die Ersteinrichtung solcher Vorlagen eine intensive Schulungsphase. Manche Systeme erlauben zudem die Integration von Messwerten aus Ganganalysen oder Kraftmessplätzen – eine Funktion, die vor allem sportorthopädische Praxen schätzen.
Anders als in hausärztlichen Praxen ist die nahtlose Integration bildgebender Verfahren in der Orthopädie unverzichtbar. Moderne Lösungen binden PACS-Systeme direkt in die Patientenakte ein, sodass Röntgenbilder, MRT-Aufnahmen und Ultraschallvideos während der Konsultation sofort verfügbar sind. Die Herausforderung liegt in der Datenmenge: Hochauflösende Bildserien können Hunderte Megabyte umfassen, was entsprechende Server-Kapazitäten und schnelle Netzwerkverbindungen erfordert. Cloud-basierte Systeme bieten hier Vorteile bei der Skalierbarkeit, werfen aber Fragen zum Datenschutz bei Gesundheitsdaten auf.
Orthopädische Praxen kommunizieren intensiv mit Sanitätshäusern, Physiotherapeuten und Reha-Einrichtungen. Spezialisierte Software unterstützt dies durch digitale Verordnungsschnittstellen und Verlaufsdokumentation über Einrichtungsgrenzen hinweg. Diese Vernetzung spart Zeit, birgt aber Abhängigkeiten: Nicht alle Sanitätshäuser nutzen kompatible Systeme, sodass Medienbrüche weiterhin vorkommen können.
Seit 2024 sind zahlreiche TI-Anwendungen verpflichtend, darunter E-Rezept und elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung. Nicht alle Orthopädie-Softwarelösungen haben diese Funktionen gleich schnell integriert. Insbesondere kleinere Anbieter hinken teilweise bei Updates hinterher, was zu Verzögerungen im Praxisablauf führen kann. Bei der Auswahl sollte daher die Updatefrequenz und der Entwickler-Support für gesetzliche Neuerungen explizit geprüft werden.
Einzelpraxen mit Schwerpunkt konservative Orthopädie profitieren von schlanken, cloud-basierten Systemen mit intuitiver Bedienung. Wenn keine ambulanten Operationen durchgeführt werden und die Bildgebung extern erfolgt, genügen Basisfunktionen mit guter PACS-Anbindung. Wichtig sind hier niedrige Fixkosten und schnelle Einarbeitungszeiten.
Gemeinschaftspraxen und MVZ mit mehreren Fachrichtungen benötigen mandantenfähige Lösungen mit differenzierten